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Grillen

© Heinrich

Berliner Parks: Grillsaison ist Müllsaison

Die langen, lauen Abende haben einen Nachteil: In vielen Berliner Parks türmt sich der Abfall der Besucher. Baustadträtin Jutta Kalepky spricht von "Übernutzung".

Überquellende Abfalleimer im Görlitzer Park, aber weitgehende Sauberkeit im Volkspark Friedrichshain – so verschieden präsentieren sich zurzeit Liegewiesen in Friedrichshain-Kreuzberg. Aber auch im Tiergarten und im Wilmersdorfer Preußenpark ist der Müll, den Besucher nach den langen, lauen Abenden hinterlassen, unübersehbar.

Dass es in Kreuzberg oft schlimmer aussieht als in Friedrichshain, ist nach Ansicht von Baustadträtin Jutta Kalepky keine Mentalitätsfrage. Die „Übernutzung“ falle immer dort auf, wo es wenig Grün in dicht besiedelten Gebieten gebe. Eine Privatfirma reinige die vier Grillplätze montags und donnerstags. Für mehr reiche das Geld nicht, bedauert Kalepky. Im Görlitzer Park seien zwar größere Mülleimer installiert worden, aber ohne Deckel. Krähensichere Behälter kosteten pro Stück mehr als 1000 Euro und wären nur mit Sponsorenhilfe bezahlbar.

Im Tiergarten beobachtet der Grünflächenamtsleiter von Mitte, Harald Büttner, durchaus Mentalitätsunterschiede. Auf den 20 Hektar, die als Grillplätze ausgewiesen sind, „packen arabische Großfamilien in der Regel alles zusammen“. Dagegen hätten „junge, hippe Leute“ ganze Campingausrüstungen mit Tischen und Stühlen zurückgelassen. Von den Schildern mit der Aufschrift „Nehmen Sie bitte Ihren Müll mit nach Hause“ fühle sich etwa ein Zehntel der Besucher angesprochen. Früher hätten Grünflächenamt und Polizei mehr Schwerpunkteinsätze unternommen. Dies sei aber „wahnsinnig teuer“, weil die Amtsmitarbeiter am Wochenende Anspruch auf doppelten Freizeitausgleich hätten und dann werktags fehlten.

Auch im gutbürgerlichen Wilmersdorf geht es nicht vorbildlich zu. Im Preußenpark wurde 2006 die Parkordnung verschärft, weil illegaler Getränke- und Essensverkauf florierte. Grillen ist jetzt nur auf einem eingezäunten kleinen Areal erlaubt, Stühle und Tische sind tabu. Anwohner beschweren sich trotzdem noch über Gerüche und Laubsäcke voller Müll. Der Park ist als Treffpunkt von Thailändern bekannt. Mittwoch sah man hier hungrige Besucher mit gezücktem Portemonnaie an einer Kochstelle warten. Die Verfolgung der Verstöße sei schwierig, sagt der Charlottenburg-Wilmersdorfer Wirtschaftsstadtrat Marc Schulte: „Bei Kontrollen des Ordnungsamts fühlt sich niemand zuständig für die herumstehenden Herde“ .

Die Vorschriften sind uneinheitlich. In Mitte dürfen nur „handelsübliche Grillgeräte“ benutzt werden, in Friedrichshain-Kreuzberg ist dies nicht genau geregelt. Ein ganzes Tier am Spieß zu grillen, ist in Mitte untersagt – in Kreuzberg am Blücherplatz drehten sich gestern gleich mehrere Schweine am Spieß.

Mehr als 100 Kubikmeter Müll holt das Grünflächenamt Mitte nach einem sonnigen Wochenende aus dem Tiergarten, viele Abfallbehälter quellen bereits am Sonnabend über. „Sie würden reichen, wenn sich nur die Hälfte der Besucher an unsere Empfehlungen halten würden“, sagt Büttner. Auch Stadträtin Kalepky betont: „Wenn die Leute es gepflegt haben wollen, müssen sie dazu beitragen.“ Der wichtigste Tipp lautet, Verpackungen gar nicht erst mitzunehmen. Speisen sollten in wiederverwendbaren Kunststoffbehältern transportiert werden – ins Grüne und wieder zurück nach zu Hause.

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