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Berliner Plätze: Rangelei unter Anrainern: Lieber Metropolen- oder Autoabstellplatz?

Die Neugestaltung des Olivaer Platzes soll bald beginnen, das Bezirksamt will 123 Stellplätze für Autos entfallen lassen.

Wenn die Stadthistoriker eines Tages die wichtigsten Treffpunkte des alten West-Berlin aufzählen, wird der Olivaer Platz nicht fehlen. Südlich vom Kurfürstendamm gelegen, beginnt hier eine Kneipen-, Café- und Restaurantmeile, die über die Pariser Straße zum Ludwigkirchplatz führt und auch die Seitenstraßen erfasst. Hier gab es original amerikanische Burger, als das Management von Burger King es noch nicht wagte, von einer Filiale in Kreuzberg zu träumen. Es gab aber auch Sushi, spanische, italienische oder panamerikanische Spezialitäten – und gerne posierte der Ku’damm-Makler mit Ferrari in zweiter Spur vor dem damaligen Musikcafé „New York“.

Obwohl sich der wohlhabende Westen rund um den Platz in Szene setzt, war er nie mehr als Autoabstellplatz auf der einen Seite, Standort des Containers von „Curry-Uwe“ auf der anderen – und dazwischen ein paar zwischen Gehwegplatten eingestreute Rabatten. Zum Ärger der Anwohner, die vor vier Jahren eine Arbeitsgruppe gründeten, um einen „Metropolenplatz“ zu schaffen. Mit Erfolg: Eine Mehrheit im Bezirksparlament will die 123 Stellplätze streichen und das Dickicht aus Sträuchern und Bäumen lichten, das Hunde und leider auch mancher Mensch zur Verrichtung der Notdurft nutzen. Außerdem sollen Nischen für Tische und Stühle der Gastronomen am Platzrand entstehen. „Der nächste Schritt ist die Gründung eines Vereins zur Pflege des Platzes“, sagt Kiezaktivistin Monica Schümer-Strucksberg. Sie will den Olivaer Platz in einen hellen, einsehbaren Platz verwandeln, den Flaneure vom Ku’damm aus ansteuern – zum Ausruhen, Kaffeetrinken, Zeitunglesen.

Die Pflege der 7500 Quadratmeter großen Grünanlage kostet laut Marc Schulte, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, jährlich rund 50 000 Euro, das Land stelle dem Bezirk dafür 30 000 Euro bereit. Schulte hofft, dass eine Bürgerinitiative von Anwohnern die Lücke schließt. Ähnliche Vereinbarungen gebe es am Lietzensee und am Stuttgarter Platz. Allerdings bleiben die Pläne umstritten: Nachbarn haben eine Initiative gegen den Wegfall des Parkplatzes gegründet, laut IHK Berlin und bezirklicher CDU-Fraktion votierten Geschäftsleute und Anwohner mit Mehrheit für die Erhaltung der Parkplätze. Dagegen lehnt die SPD im Bezirk sogar den Bau einer Tiefgarage ab.

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