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Berlin: Berliner Protestfahrt: Der Herr aller Laster: Gerd Bretschneider hat die Brummi-Parade organisiert

Zum Glück ist er so groß. Gerd Bretschneider war gestern der gefragteste Mann am Brandenburger Tor.

Zum Glück ist er so groß. Gerd Bretschneider war gestern der gefragteste Mann am Brandenburger Tor. Und wäre er nicht mindestens einen haben Kopf größer als der Durchschnittsmensch, dann hätten im Gewusel der Demonstration noch mehr Menschen noch länger nach ihm suchen müssen. Der "Herr der Laster" organisiert den PS-starken Protest.

Erst mal ein Käsebrötchen und Kaffee. Bretschneider ist seit fünf Uhr früh auf den Beinen und kehrt gerade von einem längeren Fußmarsch auf der Straße des 17. Juni zurück. Er hat dort dafür gesorgt, dass die Trucker ihre Kolosse ordentlich und vorschriftsmäßig in die Schlange einreihen. Zwei Polizisten entdecken ihn auf dem Weg zu seinem Wohnmobil, dem "Koordinationsbüro". Soll die erste Reihe der Laster noch einmal umgestellt werden? Bretscheider winkt ab: "Wenn wir die jetzt wegschicken, dann werden sie rebellisch." Er kennt seine Pappenheimer.

Die Tasse abgestellt, das Jacket ausgezogen - beim Bühnenaufbau packt der Chef mit an. Journalisten, Polizisten und Brummi-Fahrer stürmen auf ihn ein, sein Handy klingelt ununterbrochen - Bretschneider bleibt ruhig. Er scheint in seinem Element. "Vielleicht sollte ich eine Demonstrations-Management-Firma gründen", sagt er und lacht. Dabei ist er ein blutiger Anfänger, was Demos angeht. "Meine erste", sagt der 35-Jährige, im Alltag Geschäftsführer der Fuhrgewerbe-Innung Berlin.

Viertel vor Zehn. "Hinten werden die Fahrer langsam unruhig und verstehen nicht, weshalb hier noch soviel Platz ist" Mit viel Überzeugungskraft muss Bretschneider die leeren Fahrspuren verteidigen, um die Abmachung mit der Polizei zu halten. "Langsam ist eine gewisse Unruhe zu verzeichnen.", sagt er und schaut ernst. "Schließlich sind das hier Lastwagenfahrer, und die sind nicht zart besaitet", sagt Bretschneider. "Yeah, yeah, ich bin ein Dieselknecht", schallt es aus den Lautsprechern.

Stephanie Jochim

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