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Berliner S-Bahn: Züge haben Risse im Boden - und fahren weiter

Knapp die Hälfte der 60 noch eingesetzten Viertelzügler der Baureihe 485 haben Risse im Fußboden und rollen dennoch. Eine Reparatur soll frühestens im Oktober beginnen. Die Bahn-Tochter sieht keine Gefahr für die Fahrgäste. Aber auch bei anderen Wagen gibt es Probleme.

Die S-Bahn lässt Fahrzeuge mit Rissen im Fußboden rollen. Eine Reparatur soll frühestens im Oktober beginnen. Da die Risse ständig kontrolliert würden, bestehe keine Gefahr für die Fahrgäste, heißt es bei dem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn. Betroffen ist die Hälfte der 60 noch einsetzbaren sogenannten Viertelzüge der Baureihe 485, die aus je zwei Wagen bestehen. Sechs Viertelzüge sind bereits nicht mehr für den Fahrgastverkehr zugelassen, weil die Risse zu groß waren. Wie teuer die Reparatur wird, ist noch nicht bekannt.

Die Risse seien im Frühjahr bei Routinekontrollen entdeckt worden, sagte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz. Da keine tragenden Teile betroffen seien, könnten die Fahrzeuge aber weiter eingesetzt werden. Sie fahren unter anderem auf der S 9 zwischen Spandau und dem Flughafen Schönefeld. Die Fußböden würden alle sieben Tage kontrolliert, um festzustellen, ob die Risse sich vergrößert haben. Bisher sei der Betrieb nicht gefährdet.

Allerdings mussten bereits sechs Viertelzüge aus dem Verkehr genommen werden, weil die Risse „auffälliger“ waren, wie es in einer Mitarbeiter-Information der S-Bahn heißt. Diese Fahrzeuge werden nun als Versuchszüge eingesetzt, um die Rissentwicklung weiter zu beobachten; unter anderem mit Bremstests.

Gemeinsam mit der Aufsichtsbehörde – dem Eisenbahn-Bundesamt in Bonn – erstelle man jetzt ein Sanierungskonzept, sagte Priegnitz. Fest stehe, dass die sogenannten Bodenwannen ausgetauscht werden. Je Viertelzug werde man dafür etwa eine Woche benötigen.

Risse waren schon in den vergangenen Jahren aufgetreten. Sie seien aber offensichtlich ungenügend repariert worden, heißt es in der Mitarbeiter-Information. Die Züge der Baureihe 485 waren in den 80er Jahren für die Reichsbahn der DDR entwickelt und im damaligen Lokomotivwerk in Hennigsdorf (heute Bombardier) gebaut worden. Von den 170 gelieferten Viertelzügen hat die S-Bahn bereits einen Großteil verschrotten lassen. Weitere Züge sind abgestellt. Da ihre Zulassungsfristen abgelaufen sind, müssten sie erst aufwendig instandgesetzt werden, ehe sie wieder eingesetzt werden können. Solch teure Hauptuntersuchungen will sich die S-Bahn allerdings ersparen. Fahrzeugreserven gibt es kaum noch, weil die S-Bahn, um Kosten zu sparen, den Bestand stark reduziert hat.

Bereits zuvor hatte die S-Bahn Probleme mit Fahrzeugen. So dürfen die 500 Viertelzüge der Baureihe 481, der modernsten der Flotte, bis voraussichtlich Ende 2009 statt mit Tempo 100 nur mit maximal 80 km/h fahren, weil deren Bremssystem nach einem Unfall umgestellt werden muss.

Wegen technischer Mängel musste auch die BVG im April 2007 vorübergehend einen Teil ihrer neuesten U-Bahnen stilllegen. Dort hatte es Mängel an den Achslagern gegeben. Nachdem Anfang Juli ein ICE der neuesten Bauart im Kölner Hauptbahnhof entgleist war, nahm die Bahn diese Züge außer Betrieb, bis sie überprüft waren. Dazu musste sie allerdings dem Vernehmen nach erst vom Eisenbahn-Bundesamt gezwungen werden. So weit ist es wegen der Risse an den S-Bahnen noch nicht. Nach Auskunft der Sprecherin Bettina Baader habe das Bundesamt der S-Bahn bisher keine Auflagen erteilt.

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