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Berliner Schulen: Migranten wollen keine Deutschpflicht

Auf Schulhöfen sollen alle Sprachen erlaubt sein, fordern Migrantenorganisationen. Es könne nicht sein, dass Schulen dafür ausgezeichnet werden, weil sie Migrantenkinder ihre Muttersprache nicht sprechen lassen.

In der Debatte um eine Deutschpflicht auf Berliner Schulhöfen befürchten acht Migrantenorganisationen die „Stigmatisierung der Migrantensprachen“. Zwar sei die „Erstrangigkeit“ der deutschen Sprache selbstverständlich. „Dass aber Schulen ausgezeichnet werden, weil sie Migrantenkindern untersagen, in den Schulpausen ihre Muttersprachen zu sprechen, stellt für uns einen gesellschaftlichen Skandal ersten Ranges dar“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Damit beziehen sich die Verbände etwa auf die Herbert-Hoover-Sekundarschule in Wedding, die für ihre Entscheidung, auf dem gesamten Schulgelände eine Deutschpflicht einzuführen, mit dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet wurde.

Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören die Türkische Gemeinde, die Föderation Türkischer Elternvereine und der Verband binationaler Familien und Partnerschaften. Sie weisen darauf hin, dass erfolgreiche Integration laut der Kinderkommission des Bundestags am besten gelinge, wenn „sowohl der Erwerb der deutschen Sprache als auch der Muttersprache“ gefördert werde. Mehrsprachigkeit sei eine Bereicherung für Kinder und Gesellschaft – dazu bedürfe es allerdings einer deutlich verbesserten vorschulischen und schulischen Förderung. Auch Bundespräsident Christian Wulff habe in seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit einen „Nachholbedarf bei Unterrichtsangeboten in Muttersprachen“ festgestellt.

Die Verbände sehen die Diskussion um die Deutschpflicht als Teil der in den letzten Monaten geführten Integrationsdebatte, die Äußerungen des früheren Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin (SPD) ausgelöst hatten. „Wir befürchten, dass dieser einseitige auf Schuldzuweisungen beruhende Diskurs der Integration und der Integrationsbereitschaft schadet“, heißt es.

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