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Berlins Schüler tun sich schwer, wenn es um das Schreiben geht.

© dpa

Berliner Schulleistungsdaten: Bildungsverwaltung rückt Vera-Ergebnisse doch heraus

Alles nur ein Missverständnis? Die Bildungsverwaltung leistet sich eine Posse um die Veröffentlichung der Ergebnisse von Vergleichsarbeiten.

Irgendwas ist passiert seit Freitag. Da hatte Beate Stoffers, die Sprecherin von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), auf die Frage nach den aktuellen Ergebnissen der Vergleichsarbeiten „Vera“ schriftlich mitgeteilt, dass „nunmehr auch Berlin und Brandenburg (wie inzwischen alle anderen Länder) Vera-Ergebnisse nur den Schulen .... zur Verfügung stellen“.

Am Montag klang das ganz anders: „Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft stellt klar, dass es auch in diesem Jahr wie auch in den vergangenen Jahren einen Länderbericht zu Vera 8 und 3 geben wird. Diese Länderberichte werden wie geplant vom Institut für Schulqualität wie in den anderen Jahren auch veröffentlicht.“

Zwischen den Aussagen von Freitag und Montag lag ein Tagesspiegel-Bericht, in dem es – vonseiten der Politik und der Forschung – harsche Kritik an einer Geheimhaltung der Gesamtergebnisse gab. Zudem hatte der Tagesspiegel Brandenburgs Bildungsministerium mit der Aussage seiner Sprecherin Antje Grabley zitiert, „dass es vonseiten Brandenburgs bislang dazu keinen Beschluss gibt“.

Auf diesen Widerspruch hingewiesen, reagierte Stoffers gar nicht, während Grabley den Berlinern beisprang: Es gebe zwar noch keinen Beschluss, aber Brandenburg „erwäge“, ebenso wie die anderen Bundesländer zu verfahren, und die Gesamtergebnisse nicht mehr zu veröffentlichen. Damit liege man dann auf einer Linie mit der Kultusministerkonferenz, die schon 2012 empfohlen habe, die Ergebnisse nur den Schulen zu geben.

Vor der Wahl? Nach der Wahl? Das ist unklar

Während das SPD-geführte Potsdamer Bildungsministerium also offenbar bemüht war, sich solidarisch mit den Berlinern zu zeigen, betonte Berlin unerwartet, dass das Institut für Schulqualität Berlin-Brandenburg (ISQ) die Vera-Ergebnisse „nicht später veröffentlicht als in den vergangenen Jahren“. Das bedeute für die Achtklässler (Vera 8) „frühestens Mitte September“. Ob vor oder nach der Wahl, ist somit unklar. Vera 3 soll im November folgen.

Aufhorchen lässt allerdings der letzte Satz der Pressemitteilung, der da lautet: „Eine Änderung des Verfahrens wird es in diesem Jahr nicht geben.“ Und was ist im nächsten Jahr? „Dazu gibt es weder einen Beschluss noch eine Vorfestlegung“, betonte am Montag Stoffers’ Kollege Thorsten Metter. Angesprochen auf Stoffers’ anderslautende Aussage vom Freitag sagte Metter, es habe da „vielleicht ein Missverständnis gegeben“. Er wehrte sich insbesondere gegen den von der Opposition vermuteten Zusammenhang mit der bevorstehenden Wahl am 18. September.

2014 gab es einen Vorstoß zur Abschaffung von Vera

Wie berichtet, gab es 2011 einen Streit um den Umgang mit den Vera-Daten. Scheeres’ Vorgänger Jürgen Zöllner (SPD) hatte nicht nur die Berliner Gesamtergebnisse, sondern sogar die einzelnen Schulergebnisse veröffentlichen wollen; davon wurde ihm wegen der Gefahr eines Rankings abgeraten. Daher wurde immer nur der Länderbericht online gestellt, womit Berlin aber mehr Transparenz zeigte als die anderen Bundesländer: Nur Brandenburg hielt es mit den Ergebnissen wie Berlin und veröffentlichte die Berichte. Dieses gemeinsame Vorgehen lag nahe, da beide Länder ihre Berichte vom ISQ erarbeiten lassen.

Die Kritik an der Konzeption von Vera reißt aber nicht ab. Vor zwei Jahren hatten etliche Verbände, darunter die GEW, einen Vorstoß zur Abschaffung der Vergleichsarbeiten unternommen. Immer wieder sorgten die schlechten Resultate bei den Vera-Arbeiten für Negativ-Schlagzeilen.

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