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Berlin: Berliner Senat verkauft Schwarze Pumpe

Berlin. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) trennen sich von ihrem Verlustbringer Schwarze Pumpe.

Berlin. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) trennen sich von ihrem Verlustbringer Schwarze Pumpe. Wie auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der BWB am Sonnabend im Beisein von Wirtschaftssenator Gregor Gysi (PDS) beschlossen wurde, wird das Sekundärrohstoff-Verwertungszentrum Schwarze Pumpe (SVZ) an die Hamburger Investorengruppe Nord GB verkauft. Der Produktionsstandort mit 330 Arbeitsplätzen soll bis auf weiteres erhalten bleiben.

Über den Preis wurden keine Angaben gemacht. Doch soll der Verkauf zum symbolischen Preis von einem Euro erfolgt sein. Wie die Wasserbetriebe am Sonntag mitteilten, seien die Kosten des Verkaufs und die einer Insolvenz gleich hoch gewesen, „so dass die soziale Verantwortung der Eigentümer für die Entscheidung ausschlaggebend war.“

Der Müllverwerter SVZ ist mit 230 Millionen Euro verschuldet und hat die Ertragsentwicklung der Wasserbetriebe in zunehmendem Maße belastet. So mussten die BWB zuletzt unterm Strich einen Verlust von 81 Millionen Euro ausweisen, obwohl sie im operativen Geschäft einen Zuwachs um 3,5 Prozent auf 268 Millionen Euro verzeichnen konnten. Die BWB, mehrheitlich vom Land kontrolliert, tragen die unternehmerische Verantwortung für das SVZ, das auf der Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg angesiedelt ist. Nach Angaben der BWB wurden bisher 500 Millionen Euro in das SVZ investiert. Ein „Weiter so" sei auch den Berlinern nicht zuzumuten gewesen.

BWB-Sprecher Stefan Natz sagte am Sonntag, die Nord GB habe sich zur Aufrechterhaltung der Produktion in der Lausitz verpflichtet. Im Gespräch soll das Jahresende 2004 sein. Die 330 Arbeitsplätze am Standort sollen erhalten bleiben. Zurzeit werden dort 350 Mitarbeiter direkt beschäftigt. Altersbedingt werden aber bis zum Jahresende 20 Personen ausscheiden, erklärte der SVZ-Betriebsratsvorsitzende Reinhard Hipko dem Tagesspiegel am Sonntag. Indirekt sind über 1000 Arbeitsplätze vom SVZ abhängig.

Man sei froh, so Hipko, dass die Produktion nun über das Jahr 2003 hinaus gewährleistet sei, auch wenn die Nord GB nicht der Wunschpartner der SVZ-Belegschaft sei: „Wir hätten uns gewünscht, dass der Standort nicht nur befristet erhalten, sondern ausgebaut worden wäre". Die Wasserbetriebe aber hätten einem entsprechenden alternativen Übernahmekonzept der Abfallentsorgungsgesellschaft Ruhrgebiet (AGR), Essen, offenbar aus finanziellen Gründen keine Chancen eingeräumt. Auch ein in letzter Minute vorgelegtes Übernahmeangebot durch das SVZ-Management wurde abgelehnt, weil das eine finanzielle Mitgift aus Sachsen und Brandenburg erfordert hätte. Die aber seien, so Hipko, auf die Schnelle nicht dazu bereit gewesen. Ob mit dem Verkauf an die Nord GB, dem die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) noch zustimmen muss, schon das Ende der Fahnenstange erreicht sei, sei unklar, sagte Hipko. Mancher habe Zweifel am ernsthaften Interesse der Nord GB, hinter der Hamburger Anwälte stehen, die im Insolvenzrecht bewandert sein sollen. Martina Ohm

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