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Berlin: Berliner Spitzenplatz

Kein Land investiert so viel in die Kitabetreuung 40 Prozent der Eltern zahlen nur Mindestbeitrag

Berlins Eltern sind arm und bezahlen deshalb durchschnittlich nur 50 Euro im Monat für einen Kitaplatz – zehn Prozent der tatsächlichen Kosten. Warum also gibt sich dann das Land keinen Ruck und übernimmt auch noch diese zehn Prozent? Dann nämlich hätte Berlin als erstes Bundesland das, was Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) für alle Länder wünscht: kostenlose Kitaplätze.

Halt! rufen unisono alle Parteien im Abgeordnetenhaus. „Zehn Prozent klingt wenig, aber das sind immerhin 70 Millionen Euro, und die hat Berlin nicht“, sagen in seltener Eintracht die Fachpolitiker von CDU und PDS. Grüne, SPD und FDP äußern sich ähnlich. „Wie soll man das dem Steuerzahler klar machen?“, ergänzt die PDS-Jugendpolitikerin Margrit Barth.

Jugendsenator Klaus Böger (SPD) erinnerte gestern daran, dass Berlin ohnehin schon Spitzenreiter bei den Ausgaben für Kitaplätze ist. In keinem anderen Bundesland hätten 70 Prozent der Kinder unter zehn Jahren eine Betreuung in Krippe oder Kita. Dieser Spitzenplatz ist teuer: Rund 750 Millionen Euro gibt Berlin pro Jahr für die Betreuung aus.

Diese hohe Summe ergibt sich zum einen aus der hohen Platzzahl und zum anderen aus der Tatsache, dass 40 Prozent der Eltern den Minimalbeitrag von nur 23 Euro – plus 23 Euro Essensgeld – für einen Ganztagsplatz zahlen. In den nächsten drei Einkommensgruppen sind weitere 22 Prozent der Eltern, die auch nur 65 Euro plus Essensgeld zahlen. Monatsbeiträge von über 400 Euro, die in der Kostentabelle vorgesehen sind, kommen nur selten vor, weil es in Berlin so wenig Spitzenverdiener gibt. Deshalb decken die gesamten Berliner Elternbeiträge nur rund zehn Prozent der Gesamtkosten.

Und ab 2007 wird Berlin noch mehr zuschießen: Dann folgt das Land nämlich zusammen mit Rheinland-Pfalz dem Vorbild des Saarlands und erlässt den Eltern die Beiträge im letzten Kitajahr vor der Einschulung. Sie müssen dann nur noch das Essengeld beisteuern.

Einen neuen Aspekt brachte gestern Landeselternsprecher André Schindler in die Diskussion: Er hält nichts davon, noch mehr Steuergelder in die Kitas zu stecken, so lange die Qualität der Einrichtungen nicht besser werde. sve

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