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Abgefahren. Den meisten Besuchern gefällt der jetzige Zustand des Tempelhofer Feldes. Darin sind sie sich einig mit der Bürgerinitiative gegen die Bebauung.

© dpa

Berliner Stadtentwicklung: Senat startet Wettbewerb für Tempelhof

Bis Februar werden Ideen für den Neubau der Landesbibliothek auf dem ehemaligen Flugfeld gesucht. Das ärgert die Bürgerinitiative, die mit einem Volksbegehren das Feld als Brache erhalten will.

Die Landesregierung sucht mit einem Ideenwettbewerb nach Konzepten für die Entwicklung des südwestlichen Tempelhofer Flugfelds samt der darauf vorgesehenen Zentral- und Landesbibliothek (ZLB). Das verärgert die Anhänger eines unbebauten Flugfeldes.

„Im Wettbewerbsverfahren soll geklärt werden, wie die ZLB in das 386 Hektar große Gesamtareal und in das neue Stadtquartier eingebunden werden kann“, heißt es in der Ausschreibung für Architekten und Stadtplaner, die seit Ende vergangener Woche auf der Internetseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der vom Land betriebenen Website tempelhoferfreiheit.de steht. Auch müssten Bewerber einen „der Bedeutung einer zentralen Metropolenbibliothek angemessenen Gebäudeentwurf“ vorlegen. Die Ausschreibung endet am 21. Februar 2013, als Preisgeld sind 250 000 Euro veranschlagt.

Die Gegner einer Bebauung des einstigen Flugfeldes befürchten, dass der Senat damit Tatsachen schaffen will, bevor ein geplantes Volksbegehren zur Nutzung des Areals stattgefunden hat. „Mit der Ausrufung des Wettbewerbs versucht der Senat, am Bürgerwillen vorbei Fakten zu schaffen“, sagte Antje Kapek, Fraktionsvorsitzende und stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus. Die Bürgerinitiative „100% Tempelhofer Feld“ warnt vor einer „Bebauung durch die Hintertür“. Der Verein strebt einen Volksentscheid „zur Bewahrung des einzigartigen Ortes“ an. Dafür wollen die Aktivisten in den kommenden Tagen mit der Sammlung von Unterschriften beginnen, sagt der Sprecher der Bürgerinitiative, Hermann Barges.

Letzte Hürde dafür war, dass der Senat eine amtliche Kostenschätzung für den umstrittenen Ausbau des Flughafenareals vorlegen musste, die mit der Unterschriftensammlung veröffentlicht werden muss. Diese Schätzung – laut Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 298 Millionen Euro – bekam die Bürgerinitiative nach monatelangem Warten nun am gestrigen Montag zugestellt. Zu spät, wie Barges moniert: Seit April habe die Initiative ihre Unterlagen beisammen, „normalerweise“ dauere so eine Kostenschätzung nur wenige Tage. Dass es jetzt sieben Monate waren, sieht er als Teil der Blockadepolitik des Senats. „Der Beginn des Volksbegehrens wird verzögert“, kritisiert auch Grünen-Politikerin Kapek. Durch die späte Herausgabe der Kostenschätzung „wird ein Entscheid im Zusammenhang mit der Bundestagswahl 2013 immer unwahrscheinlicher“. Auf den Termin hoffen die Unterstützer, da dann die Beteiligung deutlich größer sein dürfte.

Die Sprecherin von Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD), Daniela Augenstein, weist den Vorwurf zurück, man nehme das Ergebnis des Volksbegehrens vorweg: „Es werden keine Fakten geschaffen, die nicht umkehrbar wären“, sagt sie. Zwar wolle Berlin auf dem Areal bauen und habe „gute Gründe“ dafür. Aber ein Ideenwettbewerb sammle nur Konzepte, mehr nicht. „Wir graben noch keine Baugrube.“

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