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Der erwirtschaftete Überschuss der Charité betrug im vergangenen Jahr 3,8 Millionen Euro.

© Doris Spiekermann-Klaas

Berliner Universitätsklinik: Charité macht Plus - doch nicht ohne Preis

Die Berliner Charité ist wieder leicht im Plus. Doch der Regierende Bürgermeister Michael Müller und Klinikchef Karl Max Einhäupl wissen: Eigentlich ist das Geld zu knapp.

Die landeseigene Charité hat im vergangenen Jahr erneut ein Plus erwirtschaftet. Der – vom Senat politisch nachdrücklich gewollte – Überschuss betrug 3,8 Millionen Euro. Bei einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro fiel das Jahresergebnis zum sechsten Mal in Folge knapp positiv aus. Noch 2008 hatte die Charité ein 57 Millionen-Euro-Minus, ein harter Sparkurs folgte. Und so ließ sich Michael Müller (SPD) – als Regierender Bürgermeister und Wissenschaftssenator – einen gemeinsamen Auftritt mit Charité-Chef Karl Max Einhäupl nicht nehmen.

Charité will 2017 bis zu 80 neue Pflegekräfte

Am Dienstag stellten beide im Roten Rathaus die Bilanz vor und sprachen von „schwierigen Bedingungen“ – also allerlei Extrakosten für die Universitätsklinik. Nach einem Streik 2015 begann die Charité vergangenes Jahr damit, einen neuen, als einmalig gefeierten Tarifvertrag umzusetzen. Deshalb mussten 200 neue Pflegekräfte angestellt werden. Weil Überstunden und Notbesetzungen auf vielen Stationen aber nicht aufhörten, kündigte der Ärztliche Direktor am Dienstag bis zu 80 weitere Stellen für dieses Jahr an. „Leider ist der Markt für Pflegefachkräfte leer“, sagte Ulrich Frei. „Aber wir bleiben dran.“

Die saarländische Landesregierung macht sich derzeit im Bundesrat dafür stark, dass für die Krankenhäuser feste Personalschlüssel eingeführt werden – möglicherweise etwa so: eine Pflegekraft für zwei Intensivpatienten pro Schicht. Ähnliches sieht der Charité-Vertrag vor, allerdings gilt das eben nicht an den mit ihr um Patienten konkurrierenden Kliniken. Wie sich der rot-rot-grüne Senat im Bundesrat dazu verhalten wird? Michael Müller blieb vage: „Das werden wir noch besprechen.“ Charité-Chef Einhäupl hatte zuvor eingeräumt, dass man nicht immer „ein einfacher Vorstand“ gewesen sei. Am Montag hatten Mitarbeiter der Charité-Tochter CFM für vollen Tariflohn protestiert. Die CFM gehört zu 49 Prozent privaten Firmen und soll vom Senat zurückgekauft werden.

Charité-Direktor debattiert mit den Kassenärzten

Die meisten Kliniken bundesweit stehen unter Druck, zu viele Patienten werden wegen zu knapp vergüteter Leiden behandelt. Die Krankenkassen zahlen etwa für Bagatellfälle kaum ausreichend. Doch selbst in die Rettungsstellen der hochspezialisierten Charité kommen überwiegend Patienten, die keine Notfälle sind – und stattdessen ebenso gut zu einer Hausarztpraxis gehen könnten. Ex-Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) hatte mit der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) verhandelt: Sie sollte dafür sorgen, dass mehr Praxen abends und am Wochenende öffnen.

Charité-Direktor Frei sagte, bislang gebe es nur zaghafte Forschritte. Er habe kürzlich mit der Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) gesprochen. Man setze auf den neuen, vor ein paar Monaten gewählten KV-Vorstand.

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