zum Hauptinhalt

HEIK AFHELDT trifft…: Harald Christ

Eine ansteckende Vitalität geht von diesem groß gewachsenen Mann aus. Schwarze Brille, runder Kopf, hohe Denkerstirn, hellgrüne Krawatte, kein Nadelstreifen.

Eine ansteckende Vitalität geht von diesem groß gewachsenen Mann aus. Schwarze Brille, runder Kopf, hohe Denkerstirn, hellgrüne Krawatte, kein Nadelstreifen. Alles das passt gut in den kleinen Smart, den er statt eines großen Dienstwagens jetzt fährt. Von Unternehmen und Finanzen versteht der erfolgreiche Arbeitersohn aus Worms und Generalbevollmächtigte und designierte Chef der Weberbank offenkundig viel. Etliche Millionen hat der strebsame Absolvent des zweiten Bildungswegs und gelernte Industrie- und Bankkaufmann in seinen kaum 36 Lebensjahren schon verdient. 100 Millionen? „Können Sie vergessen, die Zahl“, hat er erst letzte Woche in der ZEIT gesagt, „es sei eher mehr“.

Ein Teil hiervon stammt aus dem kürzlichen Verkauf seiner Anteile an der börsennotierten Fondsgesellschaft HCI in Hamburg, aus Firmenbeteiligungen und aus dem Handel mit Aktien. Seine Christ Capital AG hier in Berlin verwaltet bereits Beteiligungen von 250 Millionen Euro. Es sind immer langfristige Engagements.

Natürlich will er mit den Firmen Geld verdienen, aber die Unternehmen müssen auch seinen drei Forderungen genügen: Arbeitsplätze schaffen, überdurchschnittlich ausbilden und sich sozial oder kulturell engagieren. Da scheint der früh schon aktive Juso und engagierte Sozialdemokrat durch, der eigentlich Berufspolitiker werden wollte, schon Rudolf Scharpings Wahlkampf organisiert hat und in Hamburg als SPD-Spitzenkandidat und Finanzsenator gehandelt worden ist. Werte schaffen und „Wachstumsstories schreiben“, das ist die eine Seite seines Credos. Schon mit sechs Jahren hat er sich Geld bei der Ernte oder bei der Weinlese verdient. Zwei Mark die Stunde für „Kinderarbeit“, die ihm kein bisschen geschadet habe. Die soziale Verpflichtung folgt dann als ehrlicher Steuerzahler und bei der Verwendung der Gewinne. Es macht Sinn und ihm Spaß, Projekte oder junge Menschen zu fördern.

Harald Christ wäre selber ein geradezu idealer Kunde seiner Bank. Vermögende Privatkunden mit mindestens einer halben Million Euro sind ihr bevorzugtes Zielsegment. Und hier haben sie einen kräftigen Zuwachs im Berliner Raum und in Düsseldorf. 250 Mitarbeiter mit knapp 20 Azubis kümmern sich um die insgesamt 27 000 Kunden. Seine Antwort auf die Frage, warum sie gerade ihnen ihr Geld anvertrauen, lautet, weil die Bank sehr seriös, vielleicht gar „etwas preußisch“ sei. Deshalb seien sie – anders als ihre Mutter, die WestLB in Düsseldorf, bei der er seit kurzem auch das Privatkundengeschäft verantwortet – von der Subprime-Krise gar nicht berührt.

Es ist zu erwarten, dass der Neuberliner aus Mitte, der gerade auf Schwanenwerder sein Haus baut, auch die künftigen Architekturen mancher der Landesbanken und ihrer Töchter wesentlich mit bestimmen wird – nicht zum Nachteil des Standortes Berlin! Da stecken noch viele interessante Ideen in diesem unternehmerischen Kopf.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Harald Christ (36)

ist Generalbevollmächtigter der Weberbank, Mitglied des Bereichsvorstands Sparkassen- und Privatkunden der WestLB sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Christ Capital AG

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false