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HEIK AFHELDT trifft …: Industriefachmann Michael Knipper

Der Geschäftsführer des Verbandes Deutsche Bauindustrie sieht für die Branche exzellente Zukunftsaussichten.

„Deutsche Bauindustrie“ steht über dem Eingang des Hauses an der Kurfürstenstraße, das von außen nicht besonders strahlt. Aber es hat es in sich. Ein beeindruckendes Atrium über sieben Stockwerke – und ein Juristenkopf mit hoher intelligenter Stirn, Brille und tadellosem Auftreten ganz oben in seinem eleganten Büro. Nur die Kunst an der Wand ist etwas schrill.

Mit dem langjährigen Hauptgeschäftsführer arbeiten etwa 50 Mitarbeiter im Spitzenverband einer der Schlüsselindustrien des Landes daran, die Mitgliedsfirmen auf die Herausforderungen von morgen vorzubereiten und der Branche die gewünschte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und die Unterstützung in der Politik zu verschaffen.

Wenn man die gesamte Wertschöpfungskette um das Bauen nimmt, also inklusive Architekten, Planer, Ingenieure, Baustofflieferanten, Handwerker und Facility-Manager, dann zählt die deutsche „Bauwirtschaft“ 2,2 Millionen Beschäftigte mit einem Umsatz von 245 Milliarden Euro! Der engere Bausektor macht davon mit heute noch 700 000 Arbeitsplätzen gerade ein Drittel aus. Der Verband, den Rechtsanwalt Knipper aufgebaut hat und leitet, vertritt mit 2000 Unternehmen gut die Hälfte des Umsatzes dieser Industrie. Für ihre Arbeit haben sie etwa acht Millionen Euro im Jahr zur Verfügung, die von den Landesverbänden stammen. Die Mittel waren vor der Krise schon mal reichlicher.

Aber der Saarbrücker Jurist, der nebenher Wirtschaft studiert hat, sieht für die Branche exzellente Zukunftsaussichten im In- und Ausland – wenn auch noch nicht für die nächsten beiden Jahre. 2010 erwartet er noch einen kleinen Umsatzrückgang um 1,5 Prozent. 2011, nach dem Auslaufen der Wirkungen aus den Konjunkturprogrammen, droht ein größeres Minus. Aber mit den ungeheuer zahlreichen Bauten, die wir brauchen werden, um Energie besser zu erzeugen und zu verteilen, um die Energieeffizienz drastisch zu erhöhen und das Verkehrsgeschehen nachhaltig zu modernisieren, ergibt sich ein riesiges Aufgaben- und Auftragsfeld, von den milliardenschweren Auslandsaufträgen ganz zu schweigen.

Berlins BBI ist ein gutes Beispiel für den gewaltigen Modernisierungsbedarf. Nur müssen sich die so kleinteilige Bauwirtschaft mit ihren vielen kleinen und mittleren Unternehmen, oft in Familienbesitz, darauf noch besser einstellen und die Politik helfen, dass wenig Know-how in der Krise verloren geht. Flexiblere Abschreibungsregeln könnten da helfen.

Michael Knipper, Arztsohn, Ältester von acht Geschwistern, getrimmt im bischöflichen Internat in Osnabrück und Oberstleutnant der Reserve, hat offenbar sein strategisches Ziel für seine Branche gut gewählt und wird es diszipliniert verfolgen und umsetzen – mit hohem Verantwortungsgefühl gegenüber der Wirtschaft und Gesellschaft. Mit seiner Frau – auch Juristin – und den drei Töchtern wird er in diesen Tagen aber vermutlich erst mal vor allem Schneemänner bauen.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

Michael Knipper (57) ist Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (Internet: www.bauindustrie.de) und Rechtsanwalt. Er stammt aus Twistringen in Niedersachsen.

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