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HEIK AFHELDT trifft…: Kiosk-Mann Masoud Zadeh

Masoud Zadeh betreibt seit zwei Monaten einen Imbisspavillon an der Levetzowstraße in Moabit, zuvor war er unter anderem Spediteur. Der 47-jährige Geschäftsmann stammt aus Teheran.

Plötzlich ist er da, mitten auf dem Grünstreifen der Levetzowstraße in Moabit, ein fröhlich bemalter, blitzblanker und einladender sechseckiger Pavillon. Wenige Stühle davor, Bäume darüber und Schnee und Rasen darunter. Drinnen steht ein fröhlich lachender, gut aussehender, gebräunter Mann, ein Intellektuellenkopf mit silbergrauen Schläfen, und bietet feil, was das Sortiment so hergibt: Gyros, Bouletten, Currywurst, Hamburger, Cheeseburger, Pommes und ein breites Sortiment an Getränken. Alles außer Alkohol und Zigaretten. Aber spezielle preiswerte Aktionen für die Schüler und Schülerinnen der nahen Schulen. Noch sei er in der „Findungsphase“ für das richtige Sortiment, lacht der Wirt.

Erst seit zwei Monaten verwundert dieses bunte Symbol für Mut und Unternehmertum die Passanten und die Anwohner. Manche sollen wenig erfreut über den neuen Anbieter sein. Ihre Hunde müssen jetzt einen anderen Weg gehen.

Das Geld für den Entwurf – eine Gefälligkeit seines Freundes und Architekten vom Atelier Oertzen – und den Bau hat seine Freundin investiert. So zwischen 20 und 25 Tausender hat alles zusammen gekostet, inklusive der Stahlkonstruktion, der Bemalung durch den Graffiti-Künstler Mau und der Einrichtung.

Eine eigentliche Baugenehmigung brauchte es für ein Gebäude unter zehn Quadratmeter nicht mehr. Aber Genehmigungen vom Ordnungsamt, vom Grünflächenamt, vom Gesundheitsamt und Anschlüsse für Strom und Wasser. Das alles hat seine Zeit gebraucht – insgesamt gut sechs Monate. Aber jetzt ist Masoud Zadeh glücklich, dass seine Idee Wirklichkeit geworden ist. Schon am nahen Hansaplatz hat er früher dazu beigetragen, dass es dort heute hinter dem U-Bahnausgang eine kleine Pizzeria gibt.

Der Lebensweg des Mannes von seiner Geburt als Jüngster von vier Söhnen in einem wohlhabenden und glücklichen Bürgerhaushalt in Teheran vor 47 Jahren bis zum Pavillon-Wirt in Berlin ist voller Volten und Durststrecken. Mit 19 Jahren und Abitur ist er zum Sprachstudium nach Köln gekommen. Wegen einer kaputten Niere ging es dann zur Operation nach Berlin. Zwei Nierentransplantationen hat er jetzt hinter sich.

Das Maschinenbaustudium an der TU musste er nach einem Semester abbrechen. Er wurde Vater seines einzigen, sehr geliebten Sohnes Milan, heiratete eine Kommilitonin und musste irgendwie Geld verdienen. Die Ehe ging nicht lange gut, auch die mit der zweiten Frau, einer Sprachwissenschaftlerin, nicht. Die „böse Stiefmutter“ schlug seinen Sohn. Besser war es im Beruf. Eine eigene Spedition, erzählt er, mit 14 Lkw hat er aufgebaut. Aber auch die ging später bachab. Über Wasser halten musste er sich und Milan mit Gelegenheitsarbeiten. „Ich bin immer glücklich“, strahlt er mich an, „und lache immer.“ Er habe erreicht, was er wollte: mal ganz oben, mal ganz unten und jetzt in der Mitte. Fast schon ein typischer Berliner!

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

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