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Berliner Wirtschaft: Viele Gästebetten bleiben plötzlich leer Aus einigen Ländern kommen weniger Touristen.

Hoteliers machen nur noch ein leichtes Plus

Die Bankenkrise hat die Berliner Tourismusbranche erreicht – der Besucherstrom aus vielen wichtigen Ländern geht deutlich zurück. Am Dienstag stellte Tourismus-Chef Hanns Peter Nerger die Zahlen für die ersten acht Monate vor. Die Zahl der Übernachtungen durch amerikanische Besucher sank demnach im August um 13,6 Prozent. Aus Großbritannien – ebenfalls stark von der Krise betroffen – gab es in den ersten acht Monaten 6,4 Prozent weniger Übernachtungen. Durch Reisende aus Ländern wie Russland (plus 35 Prozent) oder Polen (plus 43 Prozent) konnte dieses Minus allerdings noch ausgeglichen werden. Insgesamt stieg die Zahl der Übernachtungen um 2,5 Prozent.

Zahlen von September und Oktober, als die Bankenkrise eskalierte, kann das Statistikamt von Berlin und Brandenburg noch nicht nennen. Auffallend sei jedoch, dass im August „erstmals eine deutliche Negativreaktion aus den USA zu spüren war“. Die Frage sei jetzt, wie es nun weitergeht. Die USA sind ein wichtiger Markt für Berlin – hinter Deutschland, England, Italien und Spanien.

Nerger wollte keine Prognose für das Gesamtjahr abgeben. „Die Auswirkungen dieser Krise sind sehr schwer vorherzusagen“, sagte der scheidende Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing Gesellschaft (BTM). Das von ihm für dieses Jahr prognostizierte Plus von fünf Prozent im Berlin-Tourismus sei nicht mehr zu erreichen. Auch in den vergangenen Jahren hatte Nerger oft fünf Prozent Plus angekündigt – tatsächlich gab es seit der Jahrtausendwende ein rasantes Wachstum von jährlich bis zu zehn Prozent. In den 15 Jahren seit Gründung der BTM stieg die Zahl der Übernachtungen von sieben Millionen auf 17 Millionen. 2006 brachten die Besucher 8,5 Milliarden Euro Umsatz – und sind damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Über 250 000 Menschen leben mittlerweile vom Tourismus in Berlin, heißt es in einer Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif).

Für das kommende Jahr rechnet Nerger mit einer Stagnation bei den Besucherzahlen, die um „plus-minus-null“ tendieren dürften. Hoffnung setzt die BTM aber auf den 20. Jahrestag des Mauerfalls. „Vor allem in den USA ist das Interesse riesig“, sagte Nerger. Fragt sich nur, wie viele Amerikaner sich die Reise noch leisten können.

Im Vergleich zu den europäischen Konkurrenten geht es der Stadt aber noch gut. London und Paris wurden in diesem Jahr weitaus heftiger getroffen – dort gab es im Tourismus Umsatzeinbrüche im zweistelligen Prozentbereich.

Offensichtlich profitiert Berlin derzeit von den deutlich niedrigeren Preisen in den Hotels. Bekanntlich liegen die Zimmerpreise weit hinter denen anderer europäischer Städte. In London, Paris und Mailand kostet ein Zimmer laut BTM durchschnittlich 300 Euro und mehr, in Berlin sind es knapp 150 Euro. Dies liegt wohl auch daran, dass seit der deutschen Einheit massenhaft Hotels gebaut wurden. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der Betten von 50 000 auf fast 100 000 verdoppelt. Und ein Ende des Baubooms ist nicht in Sicht. Der BTM sind 106 neue Projekte bekannt, 26 davon werden bereits gebaut.

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