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Bewahrer oder Sturkopf? Die Eventkultur war Bernhard Blaszkiewitz immer ein Gräuel. Ihn interessieren die Tiere.

© picture-alliance/ dpa

Berliner Zoo: Neuer Zoodirektor gesucht

Kommende Woche beginnen Verhandlungen mit dem umstrittenen Zoo-Chef Blaszkiewitz über eine vorzeitige Vertragsauflösung. Mitarbeiter und Landespolitiker sehen die Chance für einen Neuanfang – und fürchten verlorene Monate, falls er bis 2014 bleibt.

Von
  • Sabine Beikler
  • Fatina Keilani

Kritik war Bernhard Blaszkiewitz gewöhnt, aber dass er tatsächlich geschasst wird – damit hat er nicht gerechnet. „Wie vor den Kopf geschlagen“ soll der 59-jährige Noch-Zoodirektor sein, war einen Tag nach der Entscheidung des Aufsichtsrates am Donnerstag zu hören. Äußern wollte er sich nicht zu der Entscheidung des Zoo-Aufsichtsrates, seinen Vertrag nicht zu verlängern. Der läuft noch bis Mitte nächsten Jahres, doch viele hoffen jetzt, dass Blaszkiewitz früher geht. „Die Monate bis dahin wären verlorene Zeit“, sagt ein Zoo-Mitarbeiter, d4r ungenannt bleiben will. Sollte Blaszkiewitz bleiben, sei er eine „lame duck“, eine lahme Ente, meinen auch Landespolitiker. Dem Vernehmen nach sucht der Aufsichtsrat zurzeit schon in inländischen Zoos geeignete Nachfolger für die Geschäftsführung. Mit Blaszkiewitz sollen in der kommenden Woche Verhandlungen über eine vorzeitige Vertragsauflösung beginnen. Es sei „die Summe der Dinge“ gewesen, die zur Trennung führten, hieß es: der umstrittene Führungsstil, die „ruppige Art“, die Verweigerung von notwendigen Modernisierungen und das fehlende Umsetzen des „Masterplans 2020+“ für den defizitären Tierpark in Friedrichsfelde, mit 160 Hektar Europas größter Landschaftstierpark.

„Jetzt ist Zeit für einen inhaltlichen und personellen Neuanfang“, sagte der SPD-Umweltpolitiker Daniel Buchholz. Der Tierpark müsse attraktiver werden, dafür brauche es ein Konzept mit dem neuen Vorstand. Der „Masterplan“ könne als Grundlage dienen. Buchholz möchte auch Berliner Firmen motivieren, sich zu engagieren und gegebenenfalls Tierpatenschaften zu übernehmen.

„Neue Geschäftsführer haben neue Ideen“, sagte CDU-Umweltpolitiker Danny Freymark. Er forderte den  Aufsichtsrat auf, „aktiv nach Nachfolgern zu suchen“. Das Vertragsverhältnis mit Blaszkiewitz müsse vorzeitig beendet werden. Das verlangt auch Grünen-Tierschutzpolitikerin Claudia Hämmerling. Die Anlagen sollten künftig so gestaltet werden, dass die Tiere möglichst naturnah erlebbar sind, wie etwa in den Zoos Leipzig oder Eberswalde (siehe Kasten). Zur artgerechten Haltung gehörten auch Beschäftigungsmöglichkeiten. Hämmerling forderte ein Strukturkonzept für den Tierpark unter Beteiligung der Mitarbeiter, aus dem ein Zukunftskonzept entstehen werde. Künftig müsse auch die finanzielle Unterstützung an fachliche Kontrolle durch den Senat geknüpft werden.

Je 6,2 Millionen Euro sind im Doppelhaushalt für 2014 und 2015 vorgesehen. Gelder für die Umsetzung des Masterplans haben die Haushälter aber erst ab 2016 vorgesehen. Das sollen 3,8 Millionen Euro sein. Die Fraktionsvize der Linken, Katrin Lompscher, und Haushälterin Manuela Schmidt fordern, die notwendigen Mittel für Investitionen bereits 2014 bereitzustellen. Die sollten zum Beispiel für ein modernes Wegeleitsystem, einen schöneren Eingangsbereich oder eine Besucher-App zur Verfügung gestellt werden. Der Zoo solle zu einem Ort werden, „an dem Menschen in besucherfreundlicher Atmosphäre ihre Freizeit verbringen und dabei etwas über die ethischen und ökologischen Auswirkungen der Tierhaltung lernen können“, forderte Simon Kowalewski von den Piraten.

„Für den Job als Geschäftsführer braucht man viele Qualitäten“, sagte der Betriebsratsvorsitzende des Zoos, Peter Stanke. Kommunikationsgeschick habe Blaszkiewitz gefehlt. Dass er jetzt über den Rauswurf überrascht sei, sei seinerseits überraschend. „Er hat seine eigene Realität“, umschreibt ein weiterer Mitarbeiter die Lage.

Fachlich war Blaszkiewitz unumstritten. „Er ist ein unschlagbar guter Zoologe und hervorragender Fachmann“, sagte der Nürnberger Zoochef Dag Encke. Zu etwaigen Versäumnissen des Berliner Zoos hinsichtlich Modernität und Eventkultur wollte er sich nicht äußern.

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