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Social-Policing. Bald auch in Berlin?

© promo

Berlinkolumne: Polizisten, die mit Katzen schmusen

Islands Polizisten sind sehr aktiv bei Instagram und Facebook. Sie posten Fotos vom Entenfüttern, von sich und ihren Haustieren und beim Skateboardfahren. Ein Vorbild für die Berliner Polizei?

In der isländischen Hauptstadt Reykjavik hat die Polizei eine Charme-Offensive über Facebook und Instagram gestartet. Täglich werden Fotos von Polizeibeamten hochgeladen, auf denen sie Autos anschieben, Skateboard fahren, oder allgemein einfach ganz lustig drauf sind. In einem Video übergießen die Gesetzeshüter sich gegenseitig mit Wasser. Da nur isländisch gesprochen wird, konnte ich nicht ausmachen, ob es sich um eine „Ice bucket challenge“ handelt.

Wenn das mal nicht als Vorbild für die Berliner Polizei dienen könnte. Ich sehe es schon vor mir: Selfies mit Drogendealern vor dem Görlitzer Park, der Spaßblog mit Harald aus Berlin Spandau, der sich zur aktuellen Lage in der Hauptstadt äußert, eine Top 10 der kreativsten Einbrüche, moderiert vom glücklichen Polizei-Teddy mit Voiceover von Harpe Kerkeling und vieles, vieles mehr.

Spaß beiseite. Ich glaube, dass die Idee, Barrieren zwischen Polizei und Bevölkerung, seien sie ideologischer oder anderer Art, aufzulösen oder zumindest zu lockern, sinnvoll ist. Die Umsetzung ist jedoch ein Ritt auf der Rasierklinge. Die Fotos der Polizisten aus Reykjavik erinnern mich an die Werbung einer Modekette, in der sich attraktive Männer und Frauen in vollkommener Harmonie mit ihrem Körper und ihrer Uniform sportlich betätigen.

Diese Harmonie vermisse ich häufig, wenn ich übergewichtige Berliner Polizisten halb in ihrem Streifenwagen hängen sehe - das Hemd lieblos in die hochwasserkurze, mit Ketchup-Flecken besudelte Hose gestopft. Ich möchte nicht sehen, wie so einer sich auf ein Skateboard wirft, oder mir erzählt, was für ein ulkiger Typ er doch ist.

Die Berliner Polizei sollte bürgernäher werden, auch über soziale Netzwerke, aber auf eine Art die ich ihnen abkaufen könnte, die typisch für unsere Stadt ist. Vielleicht bei der entspannten Döner-Pause am Kottbusser Tor, oder bei dem Versuch auf Englisch einem Touristen aus Italien zu erklären, wie man zum Brandenburger Tor kommt. Das wäre authentisch und vielleicht sogar lustig.    

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Max Deibert

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