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Berlins älteste Partnerstadt: Liebesgrüße aus Los Angeles

Seit 40 Jahren reisen Künstler, Politiker und eben alle, die etwas vom Partner lernen wollen, in offizieller Mission über den Atlantik. Gestern nahm sich die Delegation aus Berlins ältester Partnerstadt Los Angeles viel Zeit für die Mädchen und Jungen einer Weddinger Schule.

Zum Schluss springt Delegationsleiter Tom LaBonge noch mal aus dem Reisebus raus in den Regen, zückt die Digitalkamera und macht noch mehr Bilder von den Kindern. Er winkt – dann aber geht es wirklich weiter. So viel Regen haben die 30 Besucher, die seit Sonnabend und noch bis morgen in Berlin weilen, schon ewig nicht mehr erlebt. Schließlich kommen sie aus Los Angeles, Berlins ältester Partnerstadt, im sonnigen Kalifornien. Seit 40 Jahren reisen Künstler, Politiker, Medienvertreter, Verwaltungskräfte, Polizisten, Sozialpädagogen, Filmleute, eben alle, die etwas von der Heimat vermitteln und vom Partner lernen wollen, in offizieller Mission über den Atlantik. Gestern nahm sich die LA-Delegation auf Berlin-Visite viel Zeit für die Mädchen und Jungen der Wilhelm-Hauff-Grundschule aus Wedding, die im Labyrinth -Kindermuseum an der Osloer Straße 12 ihre Kunstwerke der Ausstellung „Ganz weit weg – und doch so nah“ vorstellten.

„Wir haben ja wirklich viele Termine in Berlin“, sagt Sister Jennie Lechtenberg, Präsidentin des „Puente Learning Centre“, einer Schule für Kinder aus benachteiligten Familien – „aber hier bei euch zu sein, ist für mich das Schönste.“ Treffen mit Wirtschaftsvertretern, Händeschütteln mit dem Regierenden Bürgermeister im Roten Rathaus, Reichstag, Dampferfahrt, Jüdisches Museum, all das gehört zum Programm. Jetzt aber sitzen alle im Kindermuseums, das sich vor zehn Jahren nach US-Vorbild gründete. Zunächst stellen die Kinder sich und ihr Kunstwerk vor. „Hi, my name is Alex, and I am twelve years old“ – Alex hat ein Bild von sich gemalt, wie er gerade Englisch-Hausaufgaben macht. Von den Amerikanern gibt es donnernden Applaus: „Eins, zwei, drei: Klatsch – super“, freut sich Tom La Bonge. Ehrenamtlich ist er beim „Sister City Committee“ engagiert, beruflich ist er als Stadtrat für Hollywood sowie alle weltweiten Städtepartnerschaften von LA zuständig. Auch seine Frau Brigid macht Fotos, schließlich hat sich die Schule ihres Sohns Charles, die „Ivanhoe Elementary School“ aus dem multikulturellen Stadtteil Silverlake, als Partnerschule am Kunstprojekt beteiligt. Dann sind die Erwachsenen an der Reihe.

Jeder steht auf, rudert kindgerecht mit den Armen, sorgt für ein paar Lacher – die Gäste kommen eben aus den USA, da ist man selbst bei offiziellen Empfängen lockerer. Gray Davis, er war als Gouverneur von Kalifornien Vorgänger von Arnold Schwarzenegger, lädt die Weddinger Grundschüler nach LA ein und verspricht, sie „auch Hollywood-Stars vorzustellen“. Milt Davis, Ex-Army-Soldat und American-Football-Champion, bekräftigt die Kinder darin, „ihren Träumen treu zu bleiben“, wie es auch der Medaillengewinner der Olympischen Spiele von 1972, Rod Dixon, tut: „Den Entschluss, Athlet zu werden, habe ich gefasst, als ich so alt war wie ihr.“ Sport, Kunst, Kultur, alles Vehikel, über die sich Menschen persönlich näher kommen und kennenlernen können, sagt La Bonge. Dann sind die Kinder wieder an der Reihe. Sie präsentieren ihre Schaukästen mit Fotos von Geschwistern, Eltern, Hobbys. „Zur Ausstellung gehört auch vieles zum Aufklappen, Anfassen, Herausziehen“, erklärt Zilla Hofmann, die das Projekt mit Jessica Severin fürs Labyrinth-Museum erstellte. Zu sehen ist die Kinderkunst innerhalb der Schau „Bahn frei für Schlauspieler!“ ab 13. September.

Am Rande plaudert Sister-City-Komittee-Chefin Rosemarie Reisch über weitere Pläne – Reisch hatte in ihrer Villa gerade auch Klaus Wowereit und Ute Lemper bei einer Städtepartnerschaftsfeier zu Gast. Die Berlin-Freundin könne, so erzählt sie, dank freundschaftlicher Kontakte die „Walt Disney Concert Hall“ samt der Los Angeles Philharmoniker für ein Jubiläumskonzert im Dezember bekommen, sofern sie „zwei bis vier Sänger der Berliner Opernhäuser“ gewinnen könne. Darum will sie sich kümmern.

Draußen vor der Tür wird dann als Zeichen der Freundschaft eine Platane gepflanzt – und die Kinder gehen nicht ohne Autogramme und Erinnerungs-Pinns nach Hause. Annette Kögel

Annette Kögel

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