zum Hauptinhalt

Berlin: Berlins Busfahrer: Um Mitternacht durfte das Paar im Bus mit Sekt anstoßen

Acht Mal um die Erde - diese Strecke legen die Busse der BVG jeden Tag im Jahr auf Berlins Straßen zurück. Was sind das für Leute, die da hinter dem Steuer sitzen?

Acht Mal um die Erde - diese Strecke legen die Busse der BVG jeden Tag im Jahr auf Berlins Straßen zurück. Was sind das für Leute, die da hinter dem Steuer sitzen? Was bewegt sie, wenn Sie uns bewegen? Der Tagesspiegel ist mitgefahren bei Berlins Bus-Kapitänen und stellt täglich einen von ihnen vor.

Michele Cimmino (45) ist seit 18 Jahren im Linienverkehr der BVG unterwegs. 1976 kam er nach Berlin. "Ich stamme aus dem mittleren Süd-Italien, aus einem Ort auf halber Strecke zwischen Rom und Neapel. Als Kind habe ich besonders die Schaffner im Bus bewundert, weil sie ständig mit Menschen in Kontakt waren. Das Fahren selbst habe ich mir damals nicht so spannend vorgestellt, denn vorne saßen sie ja ganz einsam am Lenker."

"Diese kurzen Augenblicke menschlicher Kontakte", sagt Michele Cimmino, die machten auch heute für ihn den besonderen Reiz am Beruf aus. Manchmal wird auch mehr daraus. "Ich hatte mal ein junges Pärchen auf der Linie 19. Es war kurz vor Mitternacht, als ich an der Endstation hielt, aber die beiden stiegen einfach nicht aus. Ich wollte sie gerade hinausschicken, da kam das Mädchen auf mich zu und sagte, ihr Freund habe gleich Geburtstag und er werde 18 Jahre alt. Sie seien extra aus Westdeutschland nach Berlin gekommen, und er wünschte sich so sehr, im Bus mit ihr anzustoßen. Das durften sie dann natürlich auch." Übrigens bekäme er von auswärtigen Fahrgästen immer die schönsten Komplimente: "Gerade die Westdeutschen sagen immer, so freundliche Busfahrer wie in Berlin hätten sie noch nicht erlebt."

Auch wenn Cimmino in seiner Freizeit unterwegs ist, interessiert er sich für seine Berufskollegen. "Mit Busfahrern komme ich überall schnell ins Gespräch. " Besonders beeindrucken ihn die Busfahrer in seiner alten Heimat, in Italien. "Die bewahren auch im größten Chaos eine Ruhe, das ist bewundernswert. In einem Bus in Rom habe ich einmal erlebt, wie uns ein Auto in einer Einbahnstraße aus der falschen Richtung entgegen kam. Da ist der Busfahrer rechts rangefahren und hat den vorbei gelassen, ohne ein Wort zu sagen. Wir in Berlin müssen ja auch ziemlich starke Nerven haben", lacht Cimmino, "aber so etwas würden wir wohl nicht so gelassen hinnehmen."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false