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Berlin: Berlins erste Adresse – mit Sicherheit

Gestern wurde Richtfest für die US-Vertretung am Pariser Platz gefeiert. Anfang 2008 soll alles fertig sein

Seit gestern Mittag weht ein mit blauweiß-rotem Band umschlungener Richtkranz über dem Neubau der US-Botschaft am Pariser Platz. Nach jahrelangem Hin und Her über Standort- und Sicherheitsfragen zog sich ein Gedanke, wie ein roter Faden durch alle Reden der fröhlich feierlichen Zeremonie: Es war richtig, hier zu bauen, mitten im Herzen Berlins. Die Botschaft symbolisiere auch die amerikanische Unterstützung für ein wiedervereinigtes Deutschland, sagte US-Botschafter William Timken und fügte hinzu: „Draußen im Wald hätten wir es billiger und sicherer haben können.“ Aber hierher zu kommen, sei genau die richtige Entscheidung gewesen. Der viereinhalbstöckige Bau wird von dem Architekturbüro Moore Ruble Yudell aus Santa Monica realisiert und kostet 120 Millionen Dollar.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit nannte die Zeremonie „ein historisches Ereignis für Berlin“. Auch er betonte, dass es richtig sei, dass die Amerikaner wieder am Pariser Platz in Nachbarschaft zu Briten und Franzosen und auch den Russen präsent seien. Hundertprozentige Sicherheit könne es nicht geben. Eine offene, demokratische Gesellschaft könne es sich aber auch nicht leisten, aus Angst zu weichen. „Wir haben den Amerikanern viel zu verdanken“,sagte er und sprach die Hoffnung aus, dass nach der Übergabe der Botschaft, die für Anfang 2008 geplant ist, ein Ort des offenen Austausches entsteht.

Noch bevor der Richtkranz zu den Klängen der amerikanischen Nationalhymne aus dem Innenhof in den blauen Himmel aufs Dach entschwebte, wurden viele Erinnerungen wach. William Timken dachte zurück an seinen Berlin-Besuch kurz nach dem Fall der Mauer, als hier überall noch Brachland war, und er nicht ahnen konnte, dass er eines Tages als Botschafter zurückkommen und den Bau einer neuen Botschaft miterleben würde. Noch tiefer zurück reichten die Erinnerungen des ebenfalls anwesenden Publizisten Ernst Cramer, der sich noch an das alte Gebäude erinnern konnte. „Im Sommer 1939 habe ich hier im zweiten Stock mein Einwanderungsvisum für die USA bekommen“, sagte er leise. „Das hat mir das Leben gerettet.“

Auch der frühere Regierende Bürgermeister Klaus Schütz war gekommen, der als einziger Deutscher mit in der Jury war, die in Washington über den Entwurf entscheiden musste. Er ist zufrieden mit dem Ergebnis, viele andere Entwürfe seien wilhelminischer gewesen, dieser passe gut zu den Amerikanern.

Immer wieder wurde an die Rede von Ronald Reagan 1987 vor dem Brandenburger Tor erinnert („Tear down this Wall“). Viele der anwesenden Gäste, wie der frühere Botschafter John Kornblum, hatten sie damals live gehört. „Sehen Sie, was daraus geworden ist“, sagte Timken stolz. Ausdrücklich dankte er, „den Ehrengästen, den Bauarbeitern.“ Die Botschaftsangehörigen hatten mit sichtlicher Lust deutsche Richtfest-Sitten recherchiert. In den USA wird die „Topping-off Ceremony“ normalerweise nicht so ausgiebig gefeiert. So gab es einen langen, gereimten Richtspruch, vorgetragen von dem zünftig gewandeten Wolfgang Eberspächer, der die Bauleute vertrat: „Zur Rohbauzeit wäre zu sagen/ sie hat 10 Monate nur betragen...“. Drei Toasts, auf den Bauherrn, die Architekten und die Bauleute. Danach gab’s die „Berliner Luft“ mit Bratwürstchen.

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