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Hier spricht der Chef. Klaus Wowereit hat wieder was zu sagen.

© dpa

Berlins Flughafen: Der BER-Aufsichtsrat tagte bis 2.36 Uhr

Er ist wieder Chef des BER-Aufsichtsrats. Und Klaus Wowereit macht ernst. Er bohrt nach, setzt Hartmut Mehdorn unter Druck – bis früh am Morgen.

Klaus Wowereit hatte noch Kondition, als er in der Bar des Hotels „Residenz“ in Motzen bei einem Glas Wein mit anderen Aufsichtsräten die Sitzung auswertete, die eine der längsten und denkwürdigsten in der Geschichte des Pannenflughafens war. Sie war gerade vorbei, seit 2.36 Uhr am Samstagmorgen, nach mehr als 17 Stunden, wenn man die vorherige Besichtigung der BER-Baustelle dazu rechnet. Hartmut Mehdorn, der Flughafenchef, war sofort davongeeilt, bemüht, sich seinen Ärger nicht anmerken zu lassen: „Alles gut!“, sagte er nur.

Dabei hatte der 71-jährige auf der Sitzung, die erst nach Wowereits Wiederwahl als Vorsitzender richtig begann, Niederlagen wie nie seit Amtsantritt im März einstecken müssen. Es war ein „Fight der beiden Alphatiere“, berichten Teilnehmer, bei dem Wowereit stundenlang „akribisch nachgebohrt“ und dem BER-Chef Grenzen aufgezeigt habe. Niemand anders in der Runde hätte das gekonnt, sagt einer, der dabei war. Wowereit hatte bereits vorher öffentlich angedeutet, wie ernst er nach dem vorigen Fiasko seine alte, neue Rolle nehmen will. „Seien Sie sicher, ich werde Herrn Mehdorn nicht alle Wünsche erfüllen!“ Der hatte es auf eine Machtprobe angelegt, hoch gepokert, war mit einem langen Forderungskatalog gekommen – und verlor.

Ganz am Ende. Der verwaiste Konferenzraum nach der 17-stündigen Sitzung, in der Klaus Wowereit erneut Aufsichtsratschef wurde und dann auch gleich bewies, dass er vorbereitet war.
Ganz am Ende. Der verwaiste Konferenzraum nach der 17-stündigen Sitzung, in der Klaus Wowereit erneut Aufsichtsratschef wurde und dann auch gleich bewies, dass er vorbereitet war.

© Thorsten Metzner

So wollte Mehdorn den Einfluss des Aufsichtsrates eindämmen, die Entscheidungsspielräume der Geschäftsführung erhöhen, etwa höhere Schwellenwerte, um Aufträge ohne Zustimmung der Kontrolleure auszulösen – abgeschmettert. Abgeschmettert, nämlich vertagt, wurde erneut sein Lieblingsplan mit dem „Testbetrieb“ am Nordpier. Mehdorn wollte grünes Licht, 2014 im umgebauten Seitenflügel des Terminals Passagiere von täglich vier bis zehn Maschinen abzufertigen. Das Nordpier, noch nicht fertig, müsste für 5,5 Millionen Euro – plus laufende Kosten von 500 000 Euro pro Monat – extra umgebaut werden. Das alles wäre, wenn der BER vielleicht 2016 insgesamt startet, wieder zurückzubauen. Auch hier blieb Wowereit hart. Der Aufsichtsrat pocht stattdessen auf seinen früheren Beschluss, wonach Mehdorn mit dem Anliegen erst wieder vorstellig werden darf, wenn die Baugenehmigung für den Umbau vorliegt. Das kann dauern. Der Aufsichtsrat selbst will das nächste Mal wieder im März 2014 tagen, wo Mehdorn dann den überfälligen Zeit- und Kostenplan für die BER-Inbetriebnahme des BER vorlegen soll. Sein Zeitplan, am Nordpier ab April die BER-Systeme zu testen, ist damit hinfällig. Und die Fetzen flogen, vor allem auch ums Geld.

Wowereit stellte klar, dass Berlin, Brandenburg und der Bund derzeit nicht gewillt sind, zusätzlich zu den letzten 1,2 Milliarden Euro – aufgebracht sind damit 4,6 Milliarden Euro – weitere Finanzen freizumachen, permanent Nachforderungen zu erfüllen, ohne dass die nachvollziehbar seien. Abgelehnt wurde ein Vorstoß Mehdorns, das BER-Budget um 60 Millionen Euro zu erhöhen, davon 35 Millionen für Beraterleistungen und Objektüberwachung. Zum Eklat kam es, als der Flughafenchef zehn Millionen Euro für „Gepäckanlagen“ in den neuen Pavillons verlangte, und zwar allein für deren Planung. Auf Nachfrage erklärte Mehdorn, dass die Gepäckanlage selbst einhundert Millionen Euro kosten werde – abgeschmettert. Da reichte es allen. Keine neuen Baustellen!, hieß es. Und Wowereit war so in Rage, dass er – so ein Teilnehmer – der Flughafengesellschaft „unseriöses Geschäftsgebaren“ vorwarf. Die Nordbahn des Flughafens in Schönefeld, die die zweite BER-Bahn wird, darf Mehdorn 2014 allerdings sanieren. Der Beschluss fiel, fünf Stunden später, nachdem der Flughafen das bereits per Pressemitteilung bekannt gegeben hatte. Auch hier gab es einen Dämpfer. Mehdorn darf die benötigten 44 Millionen Euro nicht aus Erlösen von Tegel und Schönefeld/Alt finanzieren. Die Auflage lautet, das Geld über einen Bankkredit zu besorgen.

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