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Auf den Abflug müssen Berliner noch warten. Dafür ist der Flughafenchef kreativ.

© dpa

Berlins Flughafenbaustelle: Die BER-Nichteröffnung bringt selbst Sprache an Grenzen

Zehn Jahre mit immer neuen Eröffnungsterminen. Unser Kolumnist staunt über den wortgewandten Einfallsreichtum des Flughafenchefs.

Zehn Jahre schon wird am neuen Flughafen herumgebaut, wieder ist eins vorbei. Und keiner weiß, wann geflogen wird. Gerade hat sich Karsten Mühlenfeld gemeldet, der BER-Chef: „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass eine geringe Chance für 2017 besteht.“ Den Tag darf man sich merken. Ab jetzt sind die Chancen offiziell gering, die fünfte Terminabsage rückt näher.

Ja, der Zeitlupenflughafen bringt selbst Sprache an Grenzen. Mühlenfeld hat mittlerweile eine gewisse Meisterschaft entwickelt, die nächste Abrückvokabel zu finden, egal, was passiert, aber trotzdem eisern an 2017 festzuhalten. Als Hartmut Mehdorn Weihnachten 2014 das BER-Startjahr 2017 verkündete, waren alle super optimistisch. Auch Mühlenfeld, als der im Frühjahr kam: „Nichts spricht gegen eine Eröffnung im zweiten Halbjahr 2017.“

Chance zur Eröffnung 2017 klein, klitzeklein, minimal

Mit der Imtech-Pleite folgte im August die Ernüchterung: „Ob der Termin steht, lässt sich nicht mit Ja oder Nein beantworten.“ Weihnachten dann: „Die Grundbotschaft bleibt: Eine Eröffnung 2017 ist zu schaffen.“ Und 2016, wo kein BER-Termin gehalten wurde? Als man im Januar, Februar schon die Bauanträge verspätet einreichte, sagte er: „Wir werden 2017 nur abmelden, wenn wir mehr als sechs Monate zurückliegen“ – jetzt sind es zwölf. Im März war er soweit, dass es „noch“ eine Chance gibt, „2017 hinzukriegen“, im Mai war „immer noch“ eine Chance erreicht, im Juni eine, „auch wenn sie klein ist“.

Jetzt also gering. Was wohl als Nächstes kommt? Minimal, klitzeklein, winzig, theoretisch ... Aber Mühlenfeld sagt ja, er muss 2017 sagen und nicht absagen, wegen des Drucks auf dem Kessel. Wie ist es mit dem Druck, wenn der aus den Ritzen pfeift? Egal. Es ist ja immer noch, gerade so noch, haarscharf, nicht falsch, was Herr Mühlenfeld sagt. Beim Lotto gibt es auch die Chance auf einen Sechser, eins zu 140 Millionen, aber es gibt sie.

Und vielleicht zieht am BER ja wirklich mal einer das große Los.

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