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Berlin: Berlins Mitte bleibt sieben Jahre lang eine Wiese

Am Schlossplatz wird nicht vor 2012 neu gebaut, sagt Bundesbauminister Tiefensee – viel später, als Vorgänger Stolpe versprach

So schnell wird es mit dem Neubau nichts werden. Nach der Entscheidung des Bundestages zum Abriss des Palasts der Republik muss Berlin länger als bisher geplant mit einer Brache auf dem Gelände leben. Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hat in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ angekündigt, dass mit dem Bau des Humboldt-Forums nicht vor 2012 zu rechnen sei. Ein Sprecher des Bauministeriums erklärte auf Nachfrage: „Für uns war immer klar, dass der Neubau 2010 oder 2012 beginnt. Von einem Start 2007 war nie die Rede.“ Sein Vorgänger Manfred Stolpe (SPD) hatte dagegen vor einem halben Jahr noch einen Baubeginn für 2007 angekündigt. Der Palast soll bis Ostern 2007 abgerissen sein. Das bedeutet, in Berlins Mitte wird mindestens fünf Jahre lang nichts passieren.

„Vor 2018, 2020 wird das Humboldt-Forum kaum eröffnen können“, fügte Minister Tiefensee hinzu. „Erst müssen die Geldfragen geklärt werden, und das ist schwierig.“ Die Gesamtkosten könnten nach seiner Einschätzung bei bis zu 1,2 Milliarden Euro liegen. Ende 2007 soll der Bundestag nach Angaben Tiefensees den Baubeschluss fassen. Dann kämen Investorenwettbewerb, Architekturwettbewerb und Ausschreibungen. Im Humboldt-Forum sollen die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen in Dahlem, die wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität und Teile derBerliner Stadtbücherei untergebracht werden.

Verwirrung gibt es über die Zuständigkeit für die Zeit nach dem Abriss. Senatssprecher Michael Donnermeyer erklärte: „Das Bauministerium wird die Zwischennutzung organisieren.“ Das wiederum wies das Ministerium zurück: „Die Zwischennutzung ist ganz allein Sache Berlins.“ Auch Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) widerspricht dem Senatssprecher. „Das Land wird sich um die Zwischennutzung des Areals kümmern“, kündigte ihre Sprecherin Petra Rohland an. Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht, so die Sprecherin weiter. Es werde aber nicht bei einer simplen Wiese bleiben. Denkbar sei ein Beach-Volleyballfeld. „Aus der Lage am Spreeufer lässt sich bestimmt auch noch etwas machen“, so Rohland. Also eine Strandbar, wie es sie schon im Regierungsviertel, am Monbijoupark und an der Oberbaumbrücke gibt? „Denkbar ist vieles, nur für einen Rummel ist hier wahrscheinlich kein Platz mehr.“

Einzelne Fachbereiche der Verwaltung sollen nun Vorschläge für eine Zwischennutzung des Geländes machen. Geplant ist eine Infobox, die über die Geschichte des Geländes und den geplanten Neubau aufklären soll. Die schon sichtbaren Fundamente des Stadtschlosses sollen konzeptionell mit eingebunden werden. Die Forderung des Palast-Bündnisses, den Bau so lange weiterzunutzen, auch als Informationshalle zur Geschichte, lehnt die Verwaltung ab.

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