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Alle möchten, nur einer darf, doch wer - Stöß, Saleh oder Müller (von links)?

© dpa

Berlins SPD sucht Wowereit-Nachfolger: Dreispurig ins Rathaus

Anfangs sah es nach einer Verlegenheitslösung aus. Doch nun nehmen die drei potenziellen Nachfolger von Klaus Wowereit - Jan Stöß, Raed Saleh, Michael Müller - Konturen an. Einen Wettkampf der Zwerge wird's nicht geben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Lorenz Maroldt

Im Pulverdampf der Explosion, die ausgelöst wurde von der Rückzugsankündigung Klaus Wowereits, sahen alle drei Nachfolgekandidaten zunächst etwas grau aus, jedenfalls aus der Distanz, von der aus die meisten Instantexperten urteilten. Hochnäsig wurde von einem Wettkampf der Zwerge gesprochen, und mit einem Hauch Selbstironie hieß es beim Koalitionspartner CDU süffisant, der Nachfolger von Wowereit werde dröger sein als dessen Vorgänger. So langsam aber nimmt das Bild der Kandidaten auch für jene ein paar Konturen an, die über die landespolitische Tiefebene nur erhaben dahingleiten. Dadurch wird noch nicht die Frage geklärt, wer von den dreien es könnte – oder wenigstens noch am besten. Aber es zeigt sich: Egal ist es nicht, wer da demnächst dem Senat vorsteht. Und nicht nur dem.
Jan Stöß zum Beispiel will alles werden. Regierender Bürgermeister, Kultursenator, Vorsitzender des Flughafen-Aufsichtsrats – und der Mann, der den Leuten ihr Geld zurückgibt, das Wowereit, Sarrazin und Nußbaum ihnen gestrichen oder erst gar nicht gegönnt hat. Damit ist klar, dass es bei Stöß einen anderen Senator der Finanzen gibt. Stöß will alles, aber nicht für alle: Er ist ein etwas in die Mitte gerückter Linker.

Eine dritte Spur für die Avus im schönen Grunewald

Raed Saleh will nicht alles werden. Kultur kommt in gute Hände, die nicht seine sind, in den Aufsichtsrat zieht Expertentum ein (also er nicht) und zwar wird auch er mehr investieren, aber das kann er sich durchaus mit Nußbaum vorstellen, der unterstützt ihn ja auch. Saleh will etwas tun für die Mehrheit auf der Seite der Theke, die nicht bestellt, sondern bedient – aber das mit Unternehmergeist.
Michael Müller will eine Autobahn bauen lassen, das sowieso, die Verlängerung der A 100, aber jetzt auch noch eine dritte Spur rauf und eine dritte Spur runter entlang der Avus im schönen Grunewald. Vor zehn Jahren hatte Müllers Vorvorgänger Peter Strieder dieses Ansinnen des Bundes noch zurückgewiesen, jetzt hat seine Verwaltung klammheimlich zugestimmt. Vor zwei Jahren hatten sie die Avus saniert, auch dort, wo sie noch zweispurig ist. So wurden die Leute schon mal an den Baustau gewöhnt. Müller ist die Hoffnung derjenigen, die mit den beiden anderen nichts anfangen können. Was er mit ihnen anfangen wird? Ins Theater lockt er sie nicht.

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