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Bernd Matthies empfiehlt: Die Weine des Monats

Rueda: Spanischer Weißwein? Ja – aber dann so Jetzt wäre die Suche nach „Sommerweinen“ angesagt.

Rueda:

Spanischer Weißwein? Ja – aber dann so

Jetzt wäre die Suche nach „Sommerweinen“ angesagt. Der Begriff wird allerdings oft mit „belanglos“ und „erfrischend“ gleichgesetzt, und mancher bedauert im September, dass er im Juli zu viel davon gekauft hat. Das ist bei unserem 2009 Menade Rueda der Bodegas Sitios ganz und gar auszuschließen. Denn dieser reinsortige Verdejo zeigt, welche Weißweinqualität das lange als Rotweindorado qualifizierte Spanien liefern kann. Die Region Rueda, in Kastilien südlich von Valladolid, bietet günstige Voraussetzungen, die Rebsorte Verdejo ein hohes Potenzial, und so ist nur noch ein Winzer wie Ricardo Sanz notwendig, um daraus ein Gesamtpaket zu schnüren. Bodega Sitios produziert in der sechsten Generation Weißwein, seit 2005 als erster Betrieb in der Region biologisch-organisch. Erfolgsrezepte wie nächtliche Lese und reduktiver Ausbau in Edelstahl werden beherzigt, und so kommt die volle Frucht der Trauben in der Flasche an. Die Verdejo-Weine erinnern in ihrer Stachel- und Johannisbeerwürze an Sauvignon blanc, lassen sich aber an Kräuternoten in der Anis-Richtung relativ leicht unterscheiden. Das zeigt auch dieser Wein mit seiner vorzüglichen Balance zwischen Frucht und zart herben Komponenten und angenehm präsenter Säure. Die Flasche kostet 8,50 Euro bei Vinos y Tapas in der Drakestr. 21 in Lichterfelde.

Franken :

Traditioneller Silvaner aus der Literflasche

Nicht wenige gestandene Weinfreunde erinnern sich mit Wehmut an den typisch erdigen, knochentrockenen Franken- Schoppen, der irgendwann der neuen Welle technisch perfekter, aber oft glatter und austauschbarer Weine weichen musste. Auch die für Franken typische Rebsorte Silvaner kam dabei, wie es schien, unter die Räder oder wurde zu breit ausladenden Verkostungssiegern verzogen. Dennoch gibt es den anspruchsvollen Zechwein traditioneller Art noch, und es ist kein Zufall, dass er in besonderer Qualität von einem der ältesten Traditionsbetriebe Würzburgs, dem Juliussspital, abgefüllt wird. Denn dort kultiviert man nicht nur die berühmten Lagen wie den Stein oder die Abtsleute, sondern eben auch den einfachen „fränkisch trockenen“, also auf maximal 4 Gramm Restzucker durchgegorenen Schoppen. Für den Alltagsgebrauch wird in Franken immer noch gern in die Literflasche und nicht in den kostenintensiven Bocksbeutuel abgefüllt, was bei unserem 2009 Juliusspital Silvaner beileibe kein negatives Qualitätssignal bedeutet. Der Wein zeigt den charakteristischen Melonenduft, knackig lebhafte Säure und eben die typisch erdigen Bodentöne des Frankenweins traditioneller Prägung. Die Flasche kostet 6,99 Euro in allen Lebensmittelabteilungen der Berliner Karstadt-Häuser. Bernd Matthies

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