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Berlin: Berufsvorbereitung: Brückenschlag zwischen Schule zu Arbeitsleben

Selbst beim Kistenschleppen und Regaleinräumen kann man fürs Leben lernen. "Wenn den Jugendlichen dabei die Erkenntnis kommt, dass sie diese Tätigkeit in ihrem späteren Berufsleben keinesfalls ausüben wollen und sich deshalb in der Schule mehr anstrengen - dann ist das auch schon was", sagt Hubert Fitzel, pädagogischer Koordinator des "Brücke-Projekts" an der Ernst-Schering-Oberschule in Wedding.

Selbst beim Kistenschleppen und Regaleinräumen kann man fürs Leben lernen. "Wenn den Jugendlichen dabei die Erkenntnis kommt, dass sie diese Tätigkeit in ihrem späteren Berufsleben keinesfalls ausüben wollen und sich deshalb in der Schule mehr anstrengen - dann ist das auch schon was", sagt Hubert Fitzel, pädagogischer Koordinator des "Brücke-Projekts" an der Ernst-Schering-Oberschule in Wedding. Die Gesamtschule gehört zu den sechs Haupt-, Real- und Gesamtschulen in Berlin, die sich seit diesem Schuljahr am dreijährigen Programm "Schule - Wirtschaft / Arbeitsleben" des Bundesbildungsministerium beteiligen.

Ein etwas sperriger Titel - er bedeutet, dass die Schüler bereits von der siebenten Klasse an im Unterricht, während Betriebspraktika oder auch während nur kurzfristiger Projekte in Zusammenarbeit mit Firmen besser auf den Berufsalltag vorbereitet werden, erläuterte gestern Schulstaatssekretär Thomas Härtel in der Aula der Schering-Schule. Die Lehranstalt hat Glück: auch dank des Namenspatrons wurde ein Partnerschaftsvertrag mit Schering unterzeichnet, berichtet Schulleiter Günter Linkiewicz.

Ingesamt haben die Schüler der "Brücke-Klasse" 9.21 sogar die Chance, in 18 verschiedenen Firmen Berufserfahrung zu sammeln. Nach einer Einführungswoche im Betrieb stehen ein "Berufstag" in der Firma und ein Berufschultag an der Schule im wöchentlichen Wechsel auf dem Stundenplan.

"Verkauf", "Lager", "Kunden" - über den Schultischen in den so genannten Lernbüros hängen Abteilungsschilder. "Es wurde aus Versehen die Bedarfsmeldung von Radio Bauer doppelt geschrieben. Wir bitten um Verständnis", entwirft die 14-jährige Jeannette Skorka als Beschäftige der fiktiven Schulfirma Watt und Volt einen Brief "Ans Lager!". Im Klassenraum nebenan setzen sich die Jung-Angestellten an gelborangene Büromöbel, die die Citibank zugunsten des Schulfördervereins ausgemustert hat - wirklichkeitsnahe Arbeitsatmosphäre.

"Beim Praktikum in der Firma Gerb-Schwingisolierung habe ich richtig als Sekretärin mitarbeiten können, das hat Spaß gemacht", erzählt die 16-jährige Minire Rustemi. Auch Jaqueline Vennedey, 16, profitiert von der Erfahrung als Schüler der "Brücke-Klasse": Bei Ikea und Alcatatel simulieren Mitarbeiter Bewerbungsgespräche: Trockenübungen für den Ernstfall.

Natürlich kann das Modell für derzeit 1400 Schüler - 170 000 DM Bundesmittel gibt es in Berlin pro Jahr dafür - die Lehrstellenknappheit nicht beseitigen, räumte Staatssekretär Härtel ein. Doch bei ähnlichen Projekten wie "Praktisches Lernen" habe man die Erfahrung gesammelt, dass die Schüler eher in Ausbildungsverhältnisse übernommen werden, sagte Thomas Nix, Leiter des Berliner Projekts.

Mitunter erschwert die Kluft zwischen Schulalltag und Berufsleben das Brückenschlagen. Es sei nicht immer leicht, willige Firmen mit Mitarbeitern zu finden, die bereit sind, Zeit und Mühe in die Betreuung von Schülerpraktikanten zu investieren, sagten die beteiligten Schulleiter. Die Schüler wiederum müssen erst lernen, am Arbeitsplatz selbstbewußt mitzutun. Und auch die Lehrer müssten mitunter weitergebildet werden, etwa am Computer. "Brücke"-Klassenlehrer Rolf Zehnel hat ebenfalls dazugelernt, etwa "dass Bewerbungen beim Handwerk oft unkomplizierter und schneller erfolgen können als bei der Industrie".

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