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Berlin: BERX mit .eps

Von Holger Wild Die Berliner Innenstadt stand am Sonnabend wieder ganz im Zeichen des Fußballs. Zehntausende Anhänger der Pokalfinalisten Schalke 04 und Bayer Leverkusen bevölkerten die Straßen der City-West und den Potsdamer Platz.

Von Holger Wild

Die Berliner Innenstadt stand am Sonnabend wieder ganz im Zeichen des Fußballs. Zehntausende Anhänger der Pokalfinalisten Schalke 04 und Bayer Leverkusen bevölkerten die Straßen der City-West und den Potsdamer Platz. Aber auch Fans zahlreicher anderer Vereine aus ganz Deutschland waren am Tag des Pokalfinales erstmals nach Berlin gekommen, um gegen die Diskriminierung ihrer Kultur und die Kommerzialisierung des Fußballs zu demonstrieren. Nach Spielende feierten tausende Fans den Schalke-Sieg im Stadion. In der City herrschte nach Auskunft der Polizei Ruhe.

Mittagshitze auf dem Alexanderplatz. Selten sah man so viele verschiedene Trikots nahezu einträchtig beieinander. Rostocker, Bremer, Babelsberger, Hamburger, Wolfsburger, Karlsruher, Gladbacher, Dortmunder. Alle waren eigens gekommen, viele wohl wie auch die Organisatoren zur ersten Demo ihres Lebens. Herthaner sah man und Unioner, Fans von Dresden und Cottbus. Natürlich Schalker und ein paar Jungs aus Leverkusen. Nur die Bayern – die fehlten.

„Wir sind die Fans!“ so rief es aus rund tausend Kehlen. Denn sind sie einander sonst auch in herzhafter Abneigung verbunden, am Sonnabend ging es gegen gemeinsame Gegner: den Deutschen Fußballbund DFB, die Deutsche Fußball-Liga DFL und das Deutsche Sportfernsehen DSF – zu dritt „die Achse des Bösen“, wie ein Transparent schmähte. Sie sind die Fans; sie machen die Stimmung; sie wollen verlässliche Spielpläne und Ansetzungen, die auch Arbeitnehmern die Fahrt zum Auswärtsspiel ermöglichen. Sie wollen bezahlbare Stehplätze und sangen: „Sitzen ist für’n Arsch!“ Die Initiative „Pro 15.30“ – für Spiele am Sonnabendnachmittag – und das Karlsruher Projekt „Kein Kick ohne Fans“ hatten die Demo organisiert. Denn die Funktionäre und die Medien und das Geld, die nähmen dem Spiel die Seele. Die „Fußball-Mafia DFB!“, die unterdrücke die Fans in ihrer Kultur der Transparente und Schlachtgesänge, behandele sie wie Verbrecher, wenn sie nur auf einen Zaun stiegen, und liefere sie der schikanösen Behandlung durch die Polizei aus. Doch Fußball ohne Fans, das sei wie Schnitzel ohne Pommes. Drum forderten sie: „Wir wollen Schnitzel mit Pommes!“ und zogen vom Alex zur Friedrichstraße und zurück, martialisch brüllend, aber friedlich.

Zur gleichen Zeit gehörte auch im Westen die Straße den Fußball-Fans. Denen aus Schalke, um genau zu sein, und zwar der Kurfürstendamm an der Ecke Joachimstaler. Dort standen sie vor dem „Beer-Saloon“ auf der Straße, weil sie so viele waren, und die Polizei musste die Straße sperren. Hauptaussage hier: „Wir sind besser als die Love Parade!“, beziehungsweise: „Schaaalke!“

Hauptheerlager war - wie in jedem Jahr - der Breitscheidplatz. Der Wasserklops – kaum noch zu sehen vor in Königsblau gewandeten Leibern. Alle waren sie wieder da: „Chef“ und „Flänzchen“ und „Mpenza“ und „Böhme“ und wie sie alle ausweislich ihrer Trikots heißen. Nur um einen Fan-Artikel-Stand gedrängt stand auch eine größere Gruppe von Leverkusenern, die aber nicht sang, sondern ruhig ihr Bier trank. Überhaupt kontrastierten nur wenige von ihnen die blaue Menge auf dem Ku’damm als schwarz-rote Sprenkel. Und immer, immer wieder bekamen sie dabei eins um die Ohren gesungen: „Ihr werdet nie Deutscher Meister!“ Was sie mit gespielter Coolness oder gequältem Grinsen quittierten – oder einfach lauter sangen: „Wir werden nie Deutscher Meister!“ So waren sich also auch hier, wie in Mitte, die Rivalen einmal einig.

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