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Berlin: Besenrein in den Frühling

Berliner säubern Parks und Plätze ehrenamtlich

Die meisten Bezirksämter kehren sich erst ab Mitte April um den Winterdreck in Grünanlagen und Parks – doch mancherorts greifen Berliner schon aus eigenem Antrieb zu Schaufel und Schubkarre. Am gestrigen Sonnabend traf man sich etwa in Kreuzberg und Mitte zum Frühjahrsputz.

Die Kehraktion im Viktoriapark begann mit einem Gebet für den Papst – dann fegten die 25 Jugendlichen von der katholischen Georgspfadfindergruppe St. Bonifatius los. Jessica Weitzel hat schon vergangenes Jahr den Brunnen gesäubert, vor ein paar Tagen sammelte sie mit anderen Müll im Görlitzer Park. „Die Aktion macht Spaß, und wir übernehmen Verantwortung“, sagte die 22Jährige. Was sie aus dem Brunnenbecken schon alles herausgeholt hat? „Blätter, Erde, Kabel, jede Menge Scherben, einen alten Koffer.“

Kehraktionsleiter Christian Bock, 27, freut sich, dass die in Berlin 700 Mitglieder starken Georgspfadfinder „selbstbestimmt Leben und Umwelt gestalten“ und zeigen, dass junge Leute „auch was reißen“. Wolfgang Rathke vom Grünflächenamt hat Geräte und Container bereit gestellt und auch gleich seine Tochter Linh Trang mitgebracht: Die Neunjährige wirbelt durch die Staubwolken. Dass die Pfadfinder im Park aufräumen, sei großartig, „uns fehlen einfach Leute, Zeit und Geld“. Immerhin würden Kampfhunde im Park weniger Gebüsche und Bänke zerbeißen.

Auch am Hackeschen Markt wurden Kippen und Kronkorken gekehrt. Dort starteten anliegende Geschäftsleute eine Reinemach-Initiative. Rentner Norbert Schmidt fegt an jedem Wochenende Platz und Grünfläche, Gero Winiarski vom „Weihenstephaner“ und Selman Maher vom Restaurant „Barist“ gehören zu den Anliegern, die für seinen 345-Euro-Job zusammenlegen. Sie wollten sich nicht länger über die Bezirksamtsauskunft ärgern, dass auf dem Hackeschen Markt „wegen der Optik“ nur wenige Papierkörbe stehen dürfen, sagt Selman Maher. „Wir wollten was tun.“ Das Ergebnis sieht man. „Wir haben gerade darüber geredet, wie schön sauber dieser Platz ist“, sagen die Londoner Touristen Lin und Michael Johnson und blinzeln in die Sonne. kög

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