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Berlin: Beste Bohne

Holger in’t Veld hat am Helmholtzplatz das Café „Kakao“ eröffnet. Hier serviert er auch Hackfleisch mit Schokolade

Ein Menü aus Schokolade und Fleisch? Hört sich nach einem neuen Angebot für Ich-hab-schon-alles-mal-ausprobiert-Esser an. Doch schon die Maya mochten die Pasteten aus Schokolade, Hackfleisch, Chili, Zwiebeln und Rosinen, die Holger in’t Veld in seinem neu eröffneten Café „Kakao“ zubereitet. Fleisch mit Schokoladensoße wird bis heute auch in Mexiko serviert. Die europäische Kundschaft muss sich nur daran gewöhnen, und genau daran arbeitet Holger in’t Veld seit einigen Jahren. Er hatte den „Schokoladen“ in der Dunckerstraße eröffnet, nun kam das „Kakao“ gleich nebenan dazu.

Über Kakao kann in’t Veld stundenlang erzählen. Die Bohnen aus der Frucht mit milchigem Fruchtfleisch kann man zu unglaublich vielen Dingen verarbeiten: die Butter zu Aufstrich oder zu Grundstoff für Schönheitsprodukte. Aus dem Pulver entstehen je nach Fettgehalt Riegel, Kuvertüre, Pralinen oder Trinkschokolade. Seit Anfang Juli hat das Café geöffnet, die Speisekarte ist noch in der Experimentierphase. Schokoladenbrot, Maya-Pastete und Aufstrich werden mehrmals die Woche geliefert. Ab dem Wochenende kommt helle und dunkle Mousse au chocolat dazu. Bereits ein Renner: die Trinkschokolade. Die Frau im blauen Hemd ist völlig begeistert. „Peter, du musst das unbedingt probieren!“ „Ich weiß doch wie Schokolade schmeckt“, meint der. Ohne ihm zu nahe treten zu wollen – wahrscheinlich weiß er das nicht. Denn die Mischung aus Schokoladenraspeln und Milch schmeckt überraschend herb, sehr intensiv und nicht süß.

In Laden und Café verkauft Holger in’t Veld keine Massenware. Beim Start im Dezember 2002 bot er als einziger in Deutschland die hochwertige Domori-Schokolade an. Für die Sorte aus Genua werden nur erlesene Zutaten verwendet. Heute gehört ihre Schokoladentafel „Barrique“ zu den Bestsellern des Ladens. Inzwischen sind die Leckereien auch im Online-Shop zu haben, und Domori gibt es mittlerweile in über 30 Läden. „Eigentlich schade“, sagt Holger in’t Veld, „ich mochte diese Exklusivität.“ Er sitzt im T-Shirt vor seinem Café, die Gäste trinken Schokolade, Kaffee, Wasser und – Bier. Bier? Passt das überhaupt zum Konzept? „Anfangs wollte ich Bier tatsächlich nicht in die Karte aufnehmen,“ erzählt er, „da haben die mich im Laden völlig entgeistert angeschaut.“ Also doch Bier, aber ein „malziges, etwas süßeres“, passend zum Hauptangebot. Alle Produkte sucht er selbst aus. Exklusivität ist ein Kriterium. Die Colasorte auf der Karte gibt es sonst kaum in Berlin, Weine bezieht er nach Möglichkeit direkt vom Erzeuger, etwa den fruchtigen Banyulswein aus Südfrankreich. „Der schmeckt am besten zu Schokolade. Bei der Kombination passieren geschmacklich unglaubliche Dinge.“

Das Ladeninnere erinnert an eine Edelverpackung für den süßen Riegel: Die Wände sind dunkelbraun, golden, beige und grau gepolstert. An der braunen Theke fehlt noch der goldene Anstrich unter der Auslage mit Kakaofrüchten. In der Kinderecke nebenan liegen braune Kissen auf dem Boden. Schokoladentorte steht im gekühlten Glasschrank, daneben der Mixer für Trinkschokolade. Die gibt es laut handgeschriebener Karte wahlweise mit Rum, Amaretto, Orange oder Ingwer. „Wir wollen das noch ausbauen“, sagt Holger in’t Veld. Im Moment wird sie mit Milch angerührt, dieses Gemisch bleibt bei diesen Temperaturen stabiler als die sonst übliche Variante mit Wasser. „Außerdem ist diese Sorte einigen zu stark“, sagt in’t Veld. „Da müssen die Leute langsam hingeführt werden.“ Für das Café will er noch mehr Schoko–Gerichte, vielleicht irgendwann aus einer eigenen Küche. Im September erfüllt Holger in’t Veld sich dann nebenan im Laden einen kleinen Traum, nämlich seine eigene Schokoladen-Hausmarke anzubieten – namens „in’t Veld“.

Kakao, Dunckerstraße 10, Prenzlauer Berg, Telefon. 44035653, täglich von 13 bis 1 Uhr, Internet: www.kakao.biz oder www.intveld.de.

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