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Berlin: Bestechung: Korrupter Ex-Beamter muss fünf Jahre hinter Gitter

Er war kein Beamter, der angesichts finanzieller Verlockungen einmal schwach wurde. Der ehemalige Bauoberamtsrat Hans-Dieter S.

Er war kein Beamter, der angesichts finanzieller Verlockungen einmal schwach wurde. Der ehemalige Bauoberamtsrat Hans-Dieter S. kassierte bei der Auftragsvergabe für zehn Brückensanierungen laut Staatsanwaltschaft "tarifgemäß" Bestechungsgelder. Über Jahre hinweg sollen Schmiergelder in Höhe von fast einer Million Mark in seine Taschen geflossen seien. Gestern erhielt der ehemalige Mitarbeiter der Senatsbauverwaltung die Quittung vom Berliner Landgericht. Wegen Bestechlichkeit und Untreue wurde der 64-Jährige zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Es war ein kurzer Prozess, in dem neben S. zwei Bauunternehmer saßen. Alle drei gaben die Vorwürfe mehr oder weniger deutlich zu. Der Hauptangeklagte hatte schon im Ermittlungsverfahren eine Art Lebensbeichte abgelegt und die Fahnder auf die Spur weiterer mutmaßlicher Bestechungsfälle in der Verwaltung geführt. Depressionen und Schlaflosigkeit quälten ihn heute, sagte S., der auf Grund des Korruptionsfalls den Beamtenstatus und seine Pension verlor.

Hans-Dieter S. verdiente an einem Gerüstbau-Kartell, das es in Berlin schon seit Jahrzehnten gab. Zuerst hatten Firmen des Kartells Aufträge auf reellem Weg bekommen. "Es gab dann Gespräche darüber, dass man das zementieren könnte mit Zuwendungen", sagte S. Seit 1997 lief das Geschäft. Der Beamte erhielt Schmiergeld zu festgelegtem Tarif: fünf Prozent der jeweiligen Netto-Auftragssumme. Das Bestechungsgeld wurde ins Angebot mit einkalkuliert. S. nutzte aus, dass bis zu einem bestimmten Auftragsvolumen nur eine beschränkte Ausschreibung erforderlich war, die dann fingiert wurde.

Nicht recht klar wurde im Prozess, von wem das kriminelle Gebaren ursprünglich ausging. Während S. bei einem allgemeinen "man" blieb, will der Unternehmer Albert Z. bei dem Ex-Beamten "gewisse Annäherungsversuche" gespürt haben. S. habe aber den Eindruck hinterlassen, alles sei "bis in die höchste Ebene abgesichert gewesen". Sein Prokurist Klaus T. sagte: "Ich wusste, welcher Firma es schlecht ging, und die bekam den Auftrag."

Auf die Spur des korrupten Beamten waren die Ermittler durch einen Tipp aus Baden Württemberg gekommen. Weil er von einer dortigen Firma Schmiergelder kassiert hatte, wurde S. bereits im Oktober in Freiburg zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Diese Strafe bezogen die Berliner Richter nun in ihr Urteil mit ein. Strafmildernd rechneten sie ihm an, dass er inzwischen 820 000 Mark als Wiedergutmachung an das Land Berlin zahlte. Bis zur Ladung zum Strafantritt darf S., der acht Monate in Untersuchungshaft saß, in Freiheit bleiben. Gegen die beiden Mitangeklagten ergingen wegen Bestechung und Beihilfe zur Untreue Bewährungsstrafen von jeweils zwei Jahren sowie Geldstrafen in Höhe von 72 000 und 51 000 Mark.

Kerstin Gehrke

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