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Berlin: Bester Blick aus der West-Perspektive

Der Abriss des Palastes der Republik hat begonnen. Bald wird eine Tribüne für Schaulustige gebaut

Der Palast der Republik ist ein dicker Brocken. Vor allem der Große Saal, in dem die SED einst ihre Parteitage abhielt. Sechs der unzähligen Stahlträger dort sind 81 Meter lang und jeweils 300 Tonnen schwer. Beim Abriss des Palastes müssen sie am Stück aus dem Gebäude gehoben werden – vorher zerlegt werden dürfen sie aus statischen Gründen nicht.

„Ein Kraftakt“, sagt Hartmut Kalleja. Der Diplom-Ingenieur hat den Abriss im Auftrag des Senats geplant. Jedes Betonteil, jeder Stahlträger trägt nun eine Nummer: „Wir haben den Bauleuten genau vorgegeben, in welcher Reihenfolge die einzelnen Elemente entfernt werden sollen.“ Rund 55 000 Tonnen Beton, 20 500 Tonnen Stahl, „einige tausend Tonnen“ Mauerwerk und 300 Tonnen Glas müssen weg. Abtransportiert wird das meiste mit Schiffen, die schon bald in der Spree hinterm Palast vor Anker gehen. Den Stahl wird ein Schrotthändler im Auftrag des Senats zu Tagespreisen verkaufen. Alles andere wird geschreddert, zerhäckselt, pulverisiert – zu Ostern 2007 soll nichts mehr an den Palast der Republik erinnern.

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) ist zufrieden. Nachdem es bei der Vergabe der Abriss-Arbeiten zu Verzögerungen gekommen war, soll jetzt alles ganz schnell gehen. Die Senatorin lässt sich von Kalleja durch „die Ruine des Palastes, und es ist nur noch eine Ruine“ führen: „In vier bis sechs Wochen werden wir die ersten Ergebnisse des Rückbaus sehen.“ Dann werde es am Bauzaun auch eine Ausstellung geben, die über die Bauarbeiten und den geplanten Neubau des Humboldt-Forums informieren soll. Außerdem werde eine Tribüne errichtet. „Von Westen wird man auf die Baustelle schauen können“, sagt sie.

In sechs Wochen sollen nach Kallejas Plänen die ersten Kräne stehen. An deren Haken werden zunächst Bauteile aus der Mitte des Palastes herausgehoben. Ist der Mittelteil erst einmal weg, rückt der Kran ins Gebäudeinnere und wird ungefähr von dort, wo jetzt noch der Haupteingang steht, die restlichen Teile des Gebäudes auseinander nehmen.

Der Bau zerfällt beim Abriss quasi in drei Teile. Der ehemalige Volkskammersaal – das ist der Gebäudeteil zur Karl-Liebknecht-Straße – und der Große Saal – auf der Seite der Breiten Straße – sind jeder für sich aus vier massiven Betonwänden errichtet. Sie könnten also auch einzeln stehen bleiben.

Doch das ist nicht geplant. Vom Palast bleibt nur noch die Betonwanne des Kellers übrig, die vollständig im Grundwasser schwimmt. Damit sie unten bleibt, wenn oben das Gegengewicht fehlt, wird während des Abrisses ein Sand-Wasser- Gemisch hineingepumpt. Ist das einmal in der Wanne, wird eine Brunnenanlage drinnen das Wasser wieder herauspumpen. Am Schluss bleibt nur Sand, der die Grundlage für die spätere Wiese bildet. Klingt kompliziert. Hartmut Kalleja versichert: „Ist aber ganz einfach.“

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