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Berlin: Besucher im Käfig

Vier Zoo-Beispiele, von denen Berlin lernen kann.

Berlin bezeichnet sich gern selbst als Weltstadt. Sie hat einen Vorzug, den nur wenige Metropolen weltweit bieten können – zwei Zoologische Gärten: Neben Berlin gehören noch Chicago, New York, San Diego, Paris, London und Antwerpen dazu. Doch aus diesem Vorteil hat Berlin bisher wenig gemacht. Wir haben eine Auswahl von Zoos und Tierparks zusammengestellt, die ihre Probleme deutlich besser gelöst haben:

Leipzig

Keinem ehemaligen DDR-Zoo ist wohl der Sprung zum modernen Zoo-Unternehmen so gut gelungen wie dem Leipziger Zoo. Neuestes Highlight ist „Gondwanaland“ – eine 1,7 Hektar große Tropenhalle mit seltenen Tierarten wie Riesenotter und Sundagavial, einer südostasiatischen Krokodilart. Ein weiteres Beispiel ist das 2001 fertiggesellte Pongoland. Beim Bau der modernen Menschenaffenanlage profitierte der Zoo allerdings auch von der wissenschaftlichen Kooperation mit dem Max-Planck-Institut, das einen großen Teil der Kosten für das Gebäude übernommen hat. Doch auch die baulichen Altlasten wurden geschickt in das neue Zoo-Konzept integriert: Das alte Menschenaffenhaus wird nun für kleinere Affenarten genutzt, das alte Raubtierhaus nebenan wurde zum Museum umgebaut.

Wien

In Sachen Tradition kann den Wienern niemand etwas vormachen. Als der Berliner Zoo 1844 als erster deutscher Zoo eröffnet wurde, war der Tiergarten Schönbrunn bereits 92 Jahre alt. Es ist der älteste durchgängig betriebene Zoo der Welt und reich an alten denkmalgeschützten Gehegen aus der Zeit der Menagerien, als es vor allem darum ging, möglichst viele Tiere auf engem Raum zu präsentieren. Dass dieses Erbe kein Nachteil sein muss, sieht man an den Außenanlagen für Großkatzen. So wurde eine kleine Voliere zum Besucherbereich umgebaut, von dem man nach draußen zu den Tieren schauen kann – statt des Tieres sitzt der Mensch im Käfig. Und noch etwas gelang in Wien: Europas erste natürliche Panda-Geburt, 2007 war das.

Rotterdam

Der 1857 gegründete Zoo im Stadtviertel Blijdoorp wurde seit Ende der Neunzigerjahre zum Geo-Zoo umgestaltet: Die Gehege wurden geographisch geordnet und so natürliche Lebensräumen großflächig nachgebildet, wie etwa der Themenbereich Asiatischer Regenwald mit einem der modernsten Elefantenhäuser Europas. Dass der Park mit gerade einmal 25 Hektar knapp zehn Hektar kleiner als der Berliner Zoo ist, fällt dabei nicht auf.

Paris

1793 wurde der Jardin des Plantes im Osten der Stadt gegründet. Rilke ließ sich hier für sein berühmtes Gedicht „Der Panther“ inspirieren. Die großen Tierarten wie Nashörner oder Giraffen sind schon lange ausgegliedert. Sie leben vor den Toren der Stadt, im Wald von Vincennes, wo es seit 1934 einen Außenstandort zum alten Innenstadt-Zoo gibt. Beide Einrichtungen konkurrieren nicht, sondern ergänzen sich in ihrem Tierbestand. Eine Idee für Berlin? Jan Mohnhaupt

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