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Berlin: „Beton ist das leiseste Material“

Peter Eisenman, Architekt des Holocaust-Mahnmals, hat seine ideale Stele präsentiert: glatt, eben und ohne Maserung. Nächste Woche geht sie in Serie

Er kam, sah und wählte. Der Architekt des Holocaust-Mahnmals, Peter Eisenman, hat seine Ideal-Stele gefunden. Am Sonnabend präsentierte er vor Journalisten den vier Meter hohen und 15 Tonnen schweren Quader auf dem Gelände südlich des Brandenburger Tors. Dem Bau des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas steht nun nichts mehr im Wege. Kommende Woche wird die serienmäßige Produktion von mehr als 2700 Beton-Stelen beginnen, Mitte September werden die ersten aufgestellt.

Ausschlaggebend für die Entscheidung seien drei Dinge gewesen, sagte der Architekt: gleichmäßige Farbe und Oberfläche sowie Ebenheit der Kanten – was bei Beton nie vollständig zu erreichen sei. Trotz so viel Sorge um die Oberfläche würde Eisenman Graffiti nicht als Verschandelung empfinden, wie er sagte. Aus Kreisen der Stiftung hieß es aber, dass Eisenman darüber nicht zu entscheiden habe. Schmierereien würden auf alle Fälle entfernt. Das wird erleichtert durch eine besondere Oberflächenbeschichtung, die den Beton vor der Witterung schützt.

Beton, sagte Eisenman, sei für ihn optisch „von allen Materialien das leiseste“. Die Stille des Ortes solle die Deutschen an die Stille erinnern, die nach 1933 im Land geherrscht habe. „Ich hoffe, das wird die Menschen dazu bringen, wieder zu sprechen und zu diskutieren.“ Die Kontroverse, die mit der Idee zu dem Mahnmal 1988 begonnen habe, könne dann in eine neue Runde gehen.

Die Umgebung des künftigen Holocaust- Mahnmals hat sich in den Jahren rasant verändert. Trotzdem, sagt Eisenman, könne er sich keinen besseren Ort vorstellen: Reichstag, US-Botschaft, DDR-Plattenbauten, Goethe-Statue im Tiergarten, zeitgenössische Architektur, kurz: buntes Nebeneinander statt Hierarchie. Sein Fazit: „I love this place!“ Lange bleiben konnte der Architekt nicht. Am Nachmittag ging sein Flug nach New York. Das war nicht der einzige Grund für seine Unruhe: „In meiner Wohnung gibt es immer noch keinen Strom.“

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