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Lieblingsstadt Istanbul. Hande Özbek aus Reinickendorf wird auch trotz Anschlägen weiterhin nach Istanbul reisen.

© Melanie Böff

Beunruhigte Touristen in Berlin-Tegel: Sorgenvoll in den Türkei-Urlaub

Seit Monaten erschüttern Terroranschläge die Türkei. Auch Istanbul ist inzwischen betroffen. Berliner Touristen am Flughafen Tegel sind skeptisch – aber reiselustig.

Vor den Schaltern im Abschnitt A4 stehen die Menschen Schlange. Koffer stapeln sich auf den Schiebewagen, Männer warten in bunten Hemden, Frauen in Sommerkleidern, zwischendrin wuseln Kinder. Vor den Schaltern einer türkischen Linie am Flughafen Tegel herrscht Ferienstimmung. Abflug: Istanbul.
Entspanntheit sucht man dieser Tage in Istanbul aber vergeblich. Eine Reihe von Anschlägen erschütterte zuletzt die Stadt am Bosporus. Erst in der Nacht zum vergangenen Montag war eine Autobombe vor einer Polizeiwache detoniert. Mindestens vier Menschen starben.

Zwei Terroristinnen griffen außerdem das US-Konsulat an und lieferten sich Schusswechsel mit der Polizei. Die türkische Regierung macht die kurdische Rebellengruppe PKK für einige der Taten verantwortlich. Reiht sich die Türkei ein in die Liste der vom Terror geplagten Länder, die Urlauber inzwischen meiden?

Mehr Sorge als Angst

Angst vor dem Terror haben die Wartenden in der Schlange am Flughafen Tegel nicht. Hande Özbek aus Reinickendorf wird ihre Familie in Istanbul besuchen. „Klar, man hört einiges über die Anschläge, aber Familie verpflichtet eben“, sagt sie. Istanbul sei ihre Lieblingsstadt und deswegen würde sie immer dort hinfahren, sagt die 26-Jährige noch, während sich die Schlange vorwärts bewegt.

Familienbesuch. Jennifer Hassan und ihr Sohn fahren in die Türkei.
Familienbesuch. Jennifer Hassan und ihr Sohn fahren in die Türkei.

© Melanie Böff

Andere sehen ihrer Reise besorgter entgegen. Jennifer Hassan wartet mit ihrem siebenjährigen Sohn Walid. „Es gibt keinen schlechteren Zeitpunkt zum Fliegen“, sagt sie. Die 28-Jährige pendelt auf Elternbesuch zwischen Gropiusstadt und Antalya. Was die Reise angeht, vertraut sie ihrem Vater, der in der Türkei lebt – und der meint, es sei sicher genug für einen Besuch.

Stornieren und Umbuchen kommt nicht in Frage

Weiter vorn in der Schlange wartet Svetlana Bannov aus Marzahn-Hellersdorf mit ihrer Familie. Für sie soll es nach Antalya gehen. In Istanbul werden sie nur umsteigen. „Angst haben wir schon ein bisschen, aber wir hoffen einfach, dass alles gut wird“, sagt sie. Ob sie auch in Istanbul Urlaub machen würde? Nein, nicht mit den Kindern, sagt sie.

Auf in die Ferien. Familie Bannov aus Marzahn-Hellersdorf sieht dem Urlaub in der Türkei sorgenvoll entgegen.
Auf in die Ferien. Familie Bannov aus Marzahn-Hellersdorf sieht dem Urlaub in der Türkei sorgenvoll entgegen.

© Melanie Böff

Viele Wartende sind beunruhigt durch die jüngsten Ereignisse in der Türkei. Trotzdem: Stornieren oder Umbuchen kam hier für niemanden in Frage. Man freue sich auf den Urlaub, Umbuchen sei teuer und Terroristen könnten ohnehin überall zuschlagen sind die häufigsten Antworten aus der Warteschlange.

Auch das Auswärtige Amt sieht derzeit keinen Anlass, von Reisen in die Türkei abzuraten, auch wenn das Amt im Internet ausführlich über die vergangenen Anschläge informiert. Es lägen zudem Hinweise auf mögliche zukünftige Anschläge auf die Istanbuler U-Bahn und Bushaltestellen vor, sagt ein Sprecher des Amtes. Er empfiehlt Reisenden, sich ständig über die aktuelle Lage zu informieren. Eine Reisewarnung ist bisher aber nicht ausgesprochen worden.

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