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Berlin: Bewährung für Bombendroher von Kreuzberg

Keine Arbeit, kein Geld, kaum soziale Kontakte. Ein Jahr lang lebte Joachim N.

Keine Arbeit, kein Geld, kaum soziale Kontakte. Ein Jahr lang lebte Joachim N. von dem, was andere in Mülltonnen warfen. Als er glaubte, dass er auch noch seine Wohnung in der Manteuffelstraße in Kreuzberg verlieren würde, löste er einen Großeinsatz der Polizei aus. Der 49-Jährige rief aus einer Telefonzelle den Polizeinotdienst an und drohte mit einer Bombenexplosion in seinem Haus. „Es sollte ein Hilferuf sein, war eine Dummheit“, beteuerte N. gestern vor dem Amtsgericht Tiergarten und entschuldigte sich mehrfach.

Joachim N. lebte bis zum 17. November letzten Jahres allein und unauffällig vor sich hin. Finanzielle Unterstützung hatte er nicht beantragt, weil er mit den Formalitäten nicht klar kam. Es sammelten sich Mietschulden an. „Dann habe ich die Kündigung gekriegt“, sagte der Angeklagte. Er befürchtete, dass sofort ein Gerichtsvollzieher aufkreuzen und die Zwangsräumung durchführen würde. Da wollte er, dass „etwas passiert“, dass ihm endlich jemand zuhöre. Er drohte mit zwei Handgranaten und einer Tellermine, die beim Betreten seiner Wohnung explodieren würden. Die Polizei räumte zwei Schulen, eine Kita und etliche Wohnungen. Zweieinhalb Stunden später stand fest: N. hatte Attrappen gebaut.

Fünf Monate saß der bislang nicht vorbestrafte N. in Untersuchungshaft. Eine Gutachterin bescheinigte ihm eine verminderte Schuldfähigkeit auf Grund sozialer Anpassungsstörungen. N. schäme sich für alles und jedes. Das Gericht sprach ihn der Störung des öffentlichen Friedens für schuldig und verhängte ein Jahr Haft auf Bewährung. Es sei eine schwerwiegende Tat, weil solche Aktionen große Verunsicherung in der Bevölkerung stiften. K. G.

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