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Bewährung: Schauspielerin verurteilt: Sie warf am 1. Mai mit Flaschen

Sie kam in die Stadt, um ein Engagement an einem Theater zu bekommen - und ließ sich am 1. Mai von Randaliern anstecken. Nun wurde die 29-jährige Schauspielerin verurteilt, weil sie mit Flaschen warf.

Die Krawalle waren für die Schauspielerin aus Bayern nicht das Reiseziel. Maria V. trug Rüschenbluse, Glitzerpullover und zwei helle Taschen. Die zierliche 29-Jährige schien äußerlich nichts gemein zu haben mit den Randalierern, die am 1. Mai in der Adalbertstraße in Kreuzberg Flaschen und Steine in Richtung Polizei schleuderten. Der Auftritt der Theater- und Fernsehschauspielerin aber soll von der gewaltbereiten Menge bejubelt worden sein. Vor Gericht sagte ein Polizist gestern: „Sie trat aus der Gruppe, warf eine Flasche, hüpfte fröhlich zurück und warf noch einmal.“

Maria V. wollte Bekannte besuchen. Sie kannte die Gegend nicht, hatte ihren Freund in dem Durcheinander aus den Augen verloren. „Sie wollte heraus aus der Menge, hatte Angst vor den anderen“, argumentierte ihre Verteidigerin. Die Angeklagte erklärte: „Ich habe es aus Panik gemacht. Es war absolut nicht meine Absicht, jemanden zu treffen.“ Angeblich warf sie die Flaschen „einfach in die Luft“. Weil sie plötzlich euphorisch geworden sei, sagte die Anwältin.

Zwei Polizisten hatten die junge Frau, die nach dem ersten Wurf zurück in die Menge trat, beobachtet. „Als wir sie festnahmen, sah sie uns mit großen Augen an“, erinnerte sich einer der Beamten. Entsetzt habe sie gewirkt. „Als wäre sie in dem Moment aufgewacht.“ Der Polizei sagte sie: „Das war doch nur Spaß.“ Nach einer Nacht in der Untersuchungshaft kam Maria V. frei. Ein Engagement am Theater bekam sie nicht, weil sie am 2. Mai nicht pünktlich zur Probe erscheinen konnte.

Freispruch beantragte die Verteidigerin. Maria V. habe die Bierflaschen in die Luft geworfen und nicht in Richtung Polizei. Es liege auch kein Landfriedensbruch vor, denn sie habe mit der Gruppe nicht mit vereinten Kräften gewirkt. Das Amtsgericht aber sah den Fall anders. Zwar sei die Schauspielerin keine Krawall-Touristin, aber sie habe sich beteiligt. Wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruchs wurde Maria V. zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. K. G.

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