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Berlin hatte überlegt, sich für die Tour de France zu bewerben.

© AFP

Bewerbung eingereicht: Berlin prüft schon mal die Tour-de-France-Route

Die Stadt bewirbt sich nun offiziell um den Auftakt des Radrennens. Frühestens 2016 könnte das Spektakel dann tatsächlich nach Berlin kommen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Berlin wird sich offiziell für den Auftakt der Tour de France 2016 oder 2017 bewerben. Die Entscheidung sei nach Gesprächen des Sport-Staatssekretärs Thomas Härtel (SPD) mit dem Tour-Veranstalter ASO in Paris gefallen, sagte die Sprecherin der Innenverwaltung, Nicola Rothermel am Dienstag. In den nächsten Monaten werden dem Senat die Bewerbungsunterlagen zugeschickt. Nach Prüfung der technischen Bedingungen und der möglichen Startorte für den Prolog des spektakulärsten Radrennens der Welt erfolgt die schriftliche Bewerbung im kommenden Jahr.

Die Entscheidung, welche der zahlreichen Bewerberstädte den Zuschlag erhält, werde erst 2014/15 fallen, sagte Rothermel. Also mit zweijährigem Vorlauf. Bis dahin hat der Senat Zeit, das nötige Kleingeld aus der Landeskasse zusammenzukratzen und private Sponsoren zu suchen. Der organisatorische Aufwand ist beträchtlich. Schließlich sei die Tour de France eine „wandernde Kleinstadt von etwa 4500 Menschen“, die Zuschauer nicht eingerechnet, schreibt der Veranstalter Amaury Sport Organisation (ASO) stolz im Online-Auftritt für das große Radsportereignis.

Thomas Härtel (r.) vom Senat war extra nach Paris gereist.
Thomas Härtel (r.) vom Senat war extra nach Paris gereist.

© Kai-Uwe Heinrich

Jährlich bewerben sich hunderte Kommunen für eine Etappe des Rennens, dessen Streckenverlauf einschließlich des Startpunkts vom Tour-Direktor Christian Prudhomme und seinem Team festgelegt wird. In der Regel sind das natürlich französische Städte, vereinzelt werden auch benachbarte Staaten (Schweiz, Belgien, Spanien, Niederlande, Deutschland, Luxemburg, Monaco, Andorra) in den Parcour einbezogen. Abstecher in Städte außerhalb des nicht an Frankreich angrenzenden Terrains sind aber eine eher seltene freundschaftlich-politische Geste. 1954 wurde erstmals Amsterdam geehrt. 2007 durfte London Gastgeber sein. Auch New York signalisierte schon Interesse, aber der Aufwand wäre enorm. Im nächsten Jahr ist Lüttich an der Reihe. Für die Jubiläums-Tour 2013 (100 Jahre) bewerben sich unter anderem Katar, Tokio und Salzburg.

In Deutschland wurden bisher Köln (1965), Frankfurt am Main (1980) und Berlin zur 750-Jahrfeier einbezogen. Am 1. Juli 1987 startete die Tour am Brandenburger Tor im Beisein des französischen Staatspräsidenten Francois Mitterand. Das Rennen mit 207 Profis ging über 105 Kilometer durch alle zwölf West-Berliner Bezirke. Zieleinlauf war am Rathaus Schöneberg. Nachmittags stand dann noch ein 40 Kilometer langes Zeitfahren auf dem Programm, das am Schloss Charlottenburg begann. Der Plan einer weiteren Etappe durch die DDR zerschlug sich damals, die politischen Fronten waren dafür auf östlicher Seite zu sehr verhärtet. Aber der damalige Tour-Chef versprach nach der gelungenen Premiere: „Wir würden immer gern nach Berlin zurückkehren.“ Das war doch ein Wort.

Die Veranstalter seien von sich aus auf Berlin zugekommen, sagte Staatssekretär Härtel dem Tagesspiegel. Vom Bund Deutscher Radfahrer wird der Plan unterstützt. 2017 würde sich der erste Start in Berlin zum 30. Mal jähren. Aber auch 2016 käme in Betracht. Über Termine wird erst 2012 entschieden. Wo es dann losgehen könnte, konnte Pressesprecherin Rothermel noch nicht sagen. „Das wird erst geprüft.“ Durchs Brandenburger Tor wird das Fahrerfeld aber wohl nicht passen. Mit mindestens 150 000 Zuschauern an der Strecke ist normalerweise zu rechnen. Erfahrungsgemäß stürzen die Berliner bei solchen besonderen Anlässen aber auch gern millionenfach auf die Straße. Dass die deutsche Hauptstadt mit sportlichen Großereignissen – vom Fußball über die Leichtathletik, das Turnen und den Marathon – umgehen kann, hat sich herumgesprochen. Als größere radsportliche Veranstaltung hat sich inzwischen das Skoda-Velothon etabliert.

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