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Bisher haben sich nur 820 Bürger bei der zweiten Umfrage zu den Senatsideen für ein Berliner Olympiakonzept beteiligt.

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Bewerbung für Olympische Sommerspiele: Noch sind die Berliner Olympia-Muffel

Die Bewerbung um Olympische Spiele fesselt die Berliner noch nicht. Nur wenige reden online mit. Und die Politik wartet die Reformen des IOC ab.

Von Sabine Beikler

Die Berliner sind Olympia-Muffel – noch. Laut einer Umfrage des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) waren Ende Oktober 48 Prozent der Bürger für, 49 Prozent gegen eine Olympia-Bewerbung. Und auch Online-Umfragen zu den Spielen scheinen die Berliner nicht zu interessieren. Bisher haben sich nur 820 Bürger bei der zweiten Umfrage zu den Senatsideen für ein Berliner Olympiakonzept beteiligt. Trotzdem wollen die Berliner im Rahmen einer Bürgerbeteiligung mitreden und vor allem über die Finanzierung und das Gesamtkonzept abstimmen. Aber in Sachen Gastfreundschaft sind die Berliner reserviert. Zwar befürworten 62 Prozent generell ein „Housing-Programm“, bei dem Berliner internationale Gäste und Helfer in ihre Wohnungen und Häuser einladen. Aber nur 29 Prozent würden Gäste auch wirklich bei sich wohnen lassen.

Senatssprecher Richard Meng stellte am Dienstag den Zwischenbericht der bis zum 5. Dezember auf www.berlin.de laufenden zweiten nicht repräsentativen Umfrage über das Olympiakonzept vor. Man befinde sich derzeit „in einer Phase, in der Olympia nicht ganz im Zentrum der Debatte ist“, sagte Meng. Dennoch lasse sich durchaus ein positiver Trend erkennen. 73 Prozent hielten eine verbindliche Abstimmung für sinnvoll, sobald belastbare Kostenschätzungen und ein Bewerbungskonzept vorliegen würden. Und 77 Prozent der bisherigen Online-Nutzer würden das Grundkonzept einer Berliner Bewerbung positiv sehen.

Auf mäßiges Interesse stößt auch das gemeinsam vom Landessportbund und dem BUND gestartete Online-Diskussionsforum auf www.olympia-diskutieren.de. Bisher haben sich nur 444 Bürger daran beteiligt. BUND-Geschäftsführer Tilman Heuser sagte, die Diskussion über Olympia werde in der Zukunft sicher breiter geführt, dann würden sich die Berliner auch stärker beteiligen.

Stimmung in Berlin sei besser als vor 14 Jahren

„Das Zögerliche gibt es auch in den USA“, sagte der Ruder-Olympiasieger von 1988, Wolfgang Maennig, Dienstagabend beim sportpolitischen Gespräch der CDU-Fraktion im Olympiastadion. Der Hochschullehrer für Wirtschaftswissenschaften schrieb das Finanzgutachten für die Olympia-Bewerbung von Berlin 2000. „Die Stimmung in Berlin ist jetzt viel, viel besser als vor 14 Jahren.“

Klaus Grewe, ehemaliger Manager von Olympia 2012 in London, forderte die Politik auf, „zuzuhören, was die Berliner von den Spielen erwarten“. Auch die Sportler müssten eingebunden werden, sagte Daniela Schulte, Schwimm-Olympiasiegerin bei den Paralympics.

Experten, Politiker und Sportler warten nun auf die Umsetzung des IOC-Reformpapiers, das IOC-Präsident Thomas Bach am Dienstag vorstellte. So soll der Gastgebervertrag veröffentlicht werden. Das IOC will sich an den Bewerbungskosten finanziell beteiligen, die Ausrichterstädte sollen mehr Mitsprache haben, und Olympia soll sich dem jeweiligen Gastgeber anpassen – und nicht wie bisher die Stadt den Spielen.

Spiele sollen sich an Ausrichterstädte anpassen

Sportsenator Frank Henkel (CDU) sagte, der IOC-Reformprozess gehe in die richtige Richtung. „Für uns sind vor allem größere Transparenz und mehr Freiräume für die Austragungsorte wichtig.“ Sollten diese Vorschläge von der IOC-Vollversammlung am 9. Dezember so verabschiedet werden, „würde das auch für Berlin eine positive Bedeutung haben“, meinte Henkel.

Der IOC sei im Gegensatz zum Fußball-Weltverband Fifa auf dem "richtigen Weg", sagte Klaus Böger, Präsident des Landessportbundes, dem Tagesspiegel. Transparenz, ein vereinfachtes Bewerberverfahren und der Wille, Olympia an die Stadt anzupassen, „das ist die richtige Strategie. Am wichtigsten ist aber die gelebte Praxis“. Das unterstreicht auch Grünen-Sportpolitikerin Anja Schillhaneck. „Wir müssen uns anschauen, was da rauskommt.“ Die Grünen enthielten sich bei der Abstimmung über eine Olympia-Bewerbung im Abgeordnetenhaus. Die von SPD, CDU und Piraten unterstützte Resolution knüpft die Bewerbung an Bürgerbeteiligung, Transparenz, ein Finanzkonzept und Nachhaltigkeit.

Für die Sportpolitiker der Koalition, Dennis Buchner (SPD) und Tim-Christopher Zeelen (CDU), gehen die IOC-Reformen in die richtige Richtung. Die neue Philosophie des IOC, die Spiele stärker den Ausrichterstädten anzupassen, käme Berlins Bewerbung entgegen, sagte Zeelen. Deutlich skeptischer bewertete der Fraktionschef der Linken, Udo Wolf, die IOC-Reformabsichten. Das Transparenzgebot sei das „Allermindeste“, allerdings sage das noch nichts über die Inhalte der „Host City Contracts“ aus. „Ich bin skeptisch, ob da mehr als Kosmetik passiert“, sagte Wolf. Die Linke lehnt eine Olympia-Bewerbung ab und fordert darüber eine „seriöse Volksbefragung“.

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