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BEWOHNERPORTRÄT: Johanna Pollnow, 88

Pflegeheim:Caritas-Seniorenheim St. Kamillus, Charlottenburg Pflegestufe I Fernweh.

Pflegeheim:

Caritas-Seniorenheim St. Kamillus, Charlottenburg

Pflegestufe I

Fernweh. Johanna Pollnow wollte immer die Welt erkunden. Jahrelang zog es sie nach Italien, zum Wandern in die Berge Südtirols. 1919 geboren, wuchs Pollnow in Berlin mit drei Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen auf. Ein Studium muss die wissbegierige Frau während des Zweiten Weltkrieges abbrechen. Später hat sie es nicht wieder aufnehmen können: „Bafög gab es damals ja noch nicht.“ Ihren Wissenshunger konnte die heute 88-jährige Frau aus Neukölln in den Einrichtungen der katholischen Kirche stillen. Sie half, wo sie konnte und arbeitete in den Schulen der Stadt schließlich als Religionslehrerin. „Das war gar nicht so leicht im atheistischen Berlin“, sagt Pollnow verschmitzt.

Kirche. Durch ihr ehrenamtliches Engagement lernte sie auch die katholischen Kamillianerbrüder kennen – einen Krankenpflegeorden, der in einem Kloster neben der St.-Kamillus-Kirche in Charlottenburg zu Hause ist. Gegründet wurde die Gemeinschaft schon 1582. „Deren Hilfsbereitschaft hat mir gefallen“, sagt Johanna Pollnow. Für den Fall, dass sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte, hatte sie sich deshalb schon vor Jahren für das Caritas-Seniorenheim St. Kamillus entschieden, das dem Kloster angegliedert ist. Zuvor hatte sie die Einrichtung besucht, sich alles in Ruhe erklären lassen. Dass Frau Pollnow mal stationäre Hilfe brauchen würde, war schon länger abzusehen. Mehr als 25 Mal wurde sie in den letzten Jahren operiert – vor allem ihre Knochen sind stark geschwächt. „Im Krieg gab es zu wenig Milch“, sagt sie. Der letzte Eingriff fand wegen eines Oberschenkelhalsbruches statt. Danach wurde Johanna Pollnow zuerst ambulant von einer Sozialstation betreut. Nachdem sie jedoch mehrfach zu Hause gestürzt war, rieten ihr die Ärzte zu einem Umzug in ein Pflegeheim.

Ins Heim. Als Johanna Pollnow in das Seniorenheim am Klausenerplatz zieht, macht sie sich zunächst Sorgen: „Ich dachte, das wird meine letzte Station sein“, sagt sie. Der Umzug wurde ihr etwas dadurch erleichtert, dass sie ihre eigenen Möbel mitnehmen durfte. Gemütlich hat sie es sich gemacht. Trotzdem ist Johanna Pollnow auch heute noch gerne viel unterwegs. In den Urlaub fährt sie weiterhin, ausgedehnteTouren durch Berlin unternimmt sie gelegentlich auch. Zum Leidwesen ihrer Pfleger. Die befürchten, dass die rüstige Dame stürzen könnte. „Eine sehr lebendige Bewohnerin“, sagen die Schwestern scherzhaft. Johanna Pollnow kennt sich im Haus gut aus und findet, dass man ihr das schönste Zimmer gegeben hat. „Ich kann die Flugzeuge sehen, wenn sie den Flughafen Tegel anfliegen“, sagt sie, denkt an die Ferne und lächelt wehmütig. hah

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