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BEWOHNERPORTRÄT: Maria Lindner, 77

Pflegeheim:Vitanas-Senioren-Centrum am Schäfersee, Reinickendorf Pflegestufe II Nashörner in allen Formen und Farben, zwitschernde Vögel, dösende Raubkatzen: In Maria Lindners Zimmer hängen viele Gemälde mit Tiermotiven. Die Kunstmalerin und ihr Mann haben in den vergangenen Jahren tausende Bilder gemalt.

Pflegeheim:

Vitanas-Senioren-Centrum am Schäfersee, Reinickendorf

Pflegestufe II

Nashörner in allen Formen und Farben, zwitschernde Vögel, dösende Raubkatzen: In Maria Lindners Zimmer hängen viele Gemälde mit Tiermotiven. Die Kunstmalerin und ihr Mann haben in den vergangenen Jahren tausende Bilder gemalt. Auch auf den Fluren des Seniorenheims sind Werke ihres Mannes Walter zu sehen. Regelmäßig bot das Künstlerpaar Gemälde auf Messen zum Verkauf an. „Wir konnten davon leben“, sagt Maria Lindner. Bis zum Herbst vergangenen Jahres. Die große Spandauer Künstlerwohnung, in der die Lindners lebten, war zu teuer geworden und außerdem nur über eine Treppe mit 66 Stufen zu erreichen. Beiden fiel der Weg hinauf immer schwerer. Nach dem Umzug in eine günstigere Wohnung blieb nicht mehr viel Platz zum Malen.

Im Januar 2007 dann musste Maria Lindner am Herzen operiert werden. Eine neue Herzklappe war nötig. Der Eingriff verlief jedoch nicht ohne Komplikationen, drei weitere Operationen waren nötig. Maria Lindner musste wochenlang im Krankenhaus bleiben. Nach zwei Wiederbelebungen wollte sie nicht mehr weiterleben. Ihr Mann litt sehr in dieser Zeit, und auch er war gesundheitlich angeschlagen. Seine Frau fehlte ihm, er verkraftete die Belastung nicht und brach in der Wohnung zusammen. Walter Lindner konnte zwar von der Feuerwehr gerettet werden, doch vollständig gesund wurde er nicht mehr.

Ohne Hilfe ging es also bei beiden nicht mehr. Eine Sozialarbeiterin suchte für das kinderlose Ehepaar schließlich das Altersheim am Schäfersee aus und meldete die Lindners dort an. „Die ersten Tage hier waren sehr heftig“, sagt Maria Lindner. Nach einem Krankenhausaufenthalt nicht mehr in die eigenen vier Wände zurückzukönnen, sei schrecklich gewesen. Umso wichtiger war den beiden, dass sie gemeinsam in ein Zimmer ziehen konnten. Dort machten es sich die Lindners gemütlich. Neben zahlreichen Bildern verschönern lila Alpenveilchen und ein Hibiskus das Doppelzimmer im Wohnheim. „Hier geben sich alle Mühe“, sagt Maria Lindner über die Einrichtung. Nur zum Essen wünscht sie sich manchmal etwas anderes. „Für alte Menschen kann eine Pizza schon ganz schön hart sein.“ Die Pizza wurde mittlerweile aus dem Menü gestrichen.

Die Lindners erfreuten sich an den Bäumen vor dem Haus, dem Garten und dem Schäfersee direkt vor der Tür. Dennoch verbesserte sich der Zustand von Walter Lindner nicht. Anfang September starb er. Trotzdem ist er für Maria Lindner ständig präsent: Überall im Haus stößt man auf seine Kunstwerke, im Keller liegen noch hunderte Gemälde sicher verpackt. „Wir gehören zusammen“, sagt Maria Lindner. Mehr als 37 Jahre haben die beiden fast jeden Tag miteinander verbracht. Inzwischen hat sich Maria Lindner an ihr neues Zuhause gewöhnt. Und sie bleibt sich treu: An ihrem Tisch am Fenster malt sie Postkarten, die von ihren neuen Mitbewohnern in alle Welt verschickt werden. hah

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