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Beziehungsdramen enden häufig mit Gewalttaten. Tötungsdelikte sind aber nur die Spitze des Eisberges.

© dpa

Beziehungsdramen in Berlin: Gewalt gegen Frauen: Tödliche Trennung

Die öffentlich bekannt gewordenen Beziehungsdramen in Berlin häuften sich in den letzten Wochen: Der "Tag gegen Gewalt an Frauen" steht unter dem Eindruck mehrerer grausamer Taten in kurzer Zeit.

Ein Mann kann es nicht ertragen, dass seine Frau sich von ihm trennen will. Er droht mit Rache. Oft endet ein solches Beziehungsdrama mit einer Gewalttat, mitunter sogar tödlich. Seit Jahren kennen die Mitarbeiterinnen von „BIG e.V.“ – Berliner Initiative gegen Gewalt gegen Frauen“ diese Abläufe. Ein entscheidender Faktor sei dabei auch die psychische Gewalt, die von den (Ex-)Partnern ausgeübt werde: „Das sind beispielsweise Drohungen, den Kindern oder neuen Lebenspartnern etwas anzutun“, sagt BIG-Sprecherin, Jennifer Rotter. Diese seien sehr ernst zu nehmen, was sich auf schreckliche Art und Weise am jüngsten Fall zeigt.

Am Montag soll ein 44-Jähriger, wie berichtet, auf der A9 in seinem Auto absichtlich ungebremst in den Tod gerast sein, im Wagen starb auch seine vierjährige Tochter. Die Ermittler schließen ein Familiendrama nicht aus. Denn die Frau, die von dem 44-Jährigen geschlagen worden sein soll, hatte sich von ihm getrennt. Auch soll er mit Rache gedroht haben. „Generell lässt sich sagen, dass bei Partnerschaftsgewalt immer auch die Kinder betroffen sind. In diesem Fall musste das Kind deshalb möglicherweise sterben.“

Am heutigen „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ weist BIG e.V. darauf hin, dass jede vierte Frau in Deutschland von häuslicher Gewalt betroffen ist. Dies ist die verbreitetste Form. Im vorigen Jahr registrierte die Polizei knapp 16 000 angezeigte Fälle häuslicher Gewalt. Allein in Berlin gibt es täglich mehr als 40 Polizeieinsätze deswegen. Jährlich fliehen hier rund 1400 Frauen und ebenso viele Kinder in Frauenhäuser, hat der Verein errechnet. Doch eines Gewaltschutzgesetzes und einer inzwischen intensiven Kooperation zwischen Polizei, Behörden und Hilfsprojekten sei das Ausmaß der häuslichen Gewalt nicht entscheidend zurückgegangen.

Beachtet werde das Thema vor allem dann, wenn Frauen getötet werden. So, wie in den vergangenen Monaten: Im Juni wurde die schwangere Ulrike S. von ihrem Ex-Mann erstochen. Die 31-Jährige war zuvor im Frauenhaus. Sie hinterlässt zwei kleine Kinder. Im August erschoss Mehmet Y. (25) in Wedding zwei Verwandte seiner Noch-Ehefrau. Er sitzt in U-Haft. Die Ermittlungen laufen. Im Oktober tötete ein Mann zunächst seine Partnerin in Hellersdorf und stürzte sich danach von einem Hochhaus in den Tod. Auch hier hinterlässt die Frau zwei Kinder.

Kürzlich gestand ein 47-Jähriger, seine kolumbianische Ehefrau umgebracht und die Leiche in Marzahn vergraben zu haben. Sie hinterlässt zwei Söhne. Ende Oktober stellte sich ein Trabrennfahrer, nachdem er seine thailändische Ehefrau in Reinickendorf erschossen hatte. Oft gehen den aufsehenerregenden Taten jahrelange Qualen voraus. „Tötungsdelikte sind immer nur die Spitze des Eisbergs. Darunter liegen zahllose Taten, die nicht öffentlich werden“, sagt Geschäftsführerin Patricia Schneider.

Telefonische Hilfe bietet die BIG-Hotline unter: 6110300.

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