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Hier bei Arena Synchron sitzt der Schauspieler Thomas Nero Wolff für die US-Serie „White Collar“ vor dem Mikrofon.

© Kai-Uwe Heinrich

Altes AEG-Gelände in Berlin: George Clooney in Schmargendorf

Das ehemalige AEG-Gelände am Hohenzollerndamm ist jetzt ein Medienzentrum. In den Synchron- und Bearbeitungsstudios schauen auch mal Stars vorbei – von Quentin Tarantino bis Til Schweiger.

George Clooney und Quentin Tarantino wurden schon in Schmargendorf gesichtet, ebenso bekannte deutsche Schauspieler und Regisseure – darunter Mario Adorf, Daniel Brühl, Uwe Ochsenknecht, Bastian Pastewka, Josefine Preuß und Til Schweiger. Die Stars zieht es in die Studios auf dem früheren AEG-Gelände am Hohenzollerndamm nahe der Stadtautobahn. Dreharbeiten laufen dort zwar nicht, doch dafür werden reihenweise Filme und Fernsehserien nachbearbeitet.

Hinter den denkmalgeschützten Fassaden steht modernste Technik. Die Leistungen der Firmen reichen von der Bild- und Tonkorrektur bis zur Synchronisation, außerdem hat eine Filmproduktion hier ihre Zentrale. Es gibt sogar ein eigenes Kino. Außerhalb der Branche weiß davon allerdings fast niemand – denn Gäste haben in der Regel keinen Zutritt. Zu groß ist die Sorge, dass Bildmaterial oder vertrauliche Informationen über Projekte nach außen dringen könnten.

Zunächst waren Wohnungen geplant

Die Gebäude waren in den 1930er Jahren als Kaserne entstanden, später wurde daraus der Berliner Hauptsitz des Elektrokonzerns AEG. Von diesem existiert aber nur noch die Haushaltsgerätemarke unter schwedischer Führung. AEG zog 1996 aus, dann eröffnete der damalige DaimlerChysler-Konzern ein Bürozentrum.

Im Sommer 2013 übernahmen die Berliner Immobilienunternehmer Dirk Germandi, Martin Rasch und der als Trigon-Chef bekannte Klaus Groenke das 35-Hektar-Areal. Federführend ist Germandi, der unter anderem schon am Umbau von Haus Cumberland am Kurfürstendamm beteiligt war.

Als die Pläne für den „HohenzollernCampus“ erstmals vorgestellt wurden, ging es um Wohnungen für Studenten oder Senioren. Es gab aber Ärger mit der Denkmalschutzbehörde, die den Bau von Balkonen am Innenhof ablehnte. Gleichzeitig waren die teils schon ansässigen Filmfirmen interessiert an mehr Fläche. Das führte zum neuen Konzept.

Neben Medienbetrieben haben sich unter anderem die Pharmafirma Riemser, der Medizintechnik-Hersteller Somatex, Büros des Deutschen Archäologischen Instituts, Polens Fremdenverkehrsamt und eine Versicherungsagentur angesiedelt. „Jetzt sind nur noch 690 Quadratmeter unvermietet“, sagt der Geschäftsführer des Gesamtprojekts, Roy Hoffmann.

Den drei Unternehmern gehört nicht das ganze Areal: Im hinteren Teil hat das „Kuratorium Wohnen im Alter“ ein Seniorenstift eröffnet; nebenan baut der Investor Münchner Grund 136 Wohnungen, die 2016 fertig werden sollen.

Ein guter Kunde sind Filmproduzenten, die in Babelsberg drehen

Die Filmfirmen bearbeiten oft Produktionen aus dem Studio Babelsberg. Andreas Reuber, Standortleiter der Münchener Arri Media GmbH, nennt beispielsweise Tarantinos „Inglourious Basterds“, Clooneys „Monuments Men“ und „Cloud Atlas“ von den Wachowski-Brüdern. Laut Reuber nehmen 20 Arri-Mitarbeiter vor allem Farbkorrekturen vor, bearbeiten den Ton und können Untertitel einfügen. Dem Unternehmen gehört das Kino, in dem sich die Ergebnisse praxisnah beurteilen lassen.

Audio-Kommandozentrale. Zur Technik der Film & Fernseh Synchron GmbH (FFS) gehört ein acht Meter breites und mehr als eine halbe Million Euro teures Mischpult.
Audio-Kommandozentrale. Zur Technik der Film & Fernseh Synchron GmbH (FFS) gehört ein acht Meter breites und mehr als eine halbe Million Euro teures Mischpult.

© Kai-Uwe Heinrich

Nebenan gibt es acht Tonstudios der Film & Fernsehen Synchron GmbH (FFS). Im zentralen Mix- und Vorführraum steht ein acht Meter breites Riesenmischpult, das mehr als eine halbe Million Euro kostete und wirkt, als könne man damit ein Raumschiff steuern. Auch FFS hat seinen Hauptsitz in München, seit 15 Jahren betreibt man zudem ein Studio in Schöneberg.

Die einst in Lankwitz gegründete Arena Synchron ist ganz nach Schmargendorf gezogen. 2008 gewann sie den „Deutschen Preis für Synchron“, aktuell laufen beispielsweise Sychronarbeiten für die TV-Serie „Hawaii Five-0“. Die Produktion einer Folge dauere drei Tage, sagt Arena-Synchron-Chef Björn Herbing. Weitere Serien und Filme vertont man für Disney, Fox, ProSiebenSat.1 und Warner.

Vom Baulärm auf dem Gelände hört man nichts

Herbing lobt die studiogerechte Modernisierung des Altbaus: Die Räume „stehen auf Federn und haben doppelte, entkoppelte Böden“. Trotz des Wohnungsbauprojekts nebenan sei von Lärm und Erschütterungen nichts zu spüren.

Als drittes Synchronstudio hat sich RC Production angesiedelt, wo zuletzt Filme wie „Boyhood“, „Birdman“ oder „Grand Budapest Hotel“ deutsch vertont wurden. Zum Teil konkurrieren die Unternehmen miteinander, aber sie arbeiten auch zusammen, wenn die eigenen Kapazitäten nicht ausreichen: „Bei Bedarf mieten wir gegenseitig Studios an“, sagt Herbing.

Als einziger Mieter stellt die Opal Filmproduktion eigene TV-Serien und Filme her. Berlin ist die Zentrale, gedreht wird andernorts – darunter für die ZDF-Reihen „Küstenwache“ und „Kripo Holstein – Mord und Meer“.

Der Medienstandort floriert also – obwohl Schmargendorf ansonsten kein Anziehungspunkt für Filmfans ist. Im ganzen Ortsteil gibt es kein öffentliches Kino, das nächste Filmtheater sind die „Eva-Lichtspiele“ an der Wilmersdorfer Blissestraße.

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