zum Hauptinhalt
Schickes Fahrgestell. Auf der Messe rund um Oldtimer "Motorworld Classics" präsentieren Sammler noch bis Sonntag ihre Karossen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Ausstellung in Berlin: Oldtimer gucken auf dem Messegelände

Motorworld Classics – so heißt die Messe der Oldtimer in Berlin. Sie zeigt bis Sonntag olle-dolle Raritäten.

Endlich bekommt auch der Trabi noch ein Denkmal: Er steht, vom Bildhauer Carlo Wloch in Sandstein gemeißelt, in den nächsten Tagen im Sommergarten am Funkturm. Der Wert dieses Unikats ist nicht bekannt, aber man wird vermuten dürfen, dass er nicht mithalten kann mit den Preisen, die drinnen in den Hallen aufgerufen werden. Dort stehen nämlich echte, von Hand auf Hochglanz polierte Old- und Youngtimer, wie es sie in dieser Häufung in Berlin vermutlich noch nicht zu sehen gab: Bis einschließlich Sonntag macht dort die Ausstellung „Motorworld classics“ Halt, die erste Oldtimer-Messe in Berlin.

Rund 700 Autos – gezählt wurden sie nicht – sind dort zu sehen, präsentiert von 150 Ausstellern, überwiegend Spezialhändlern, aber auch Liebhaber-Vereinen. Vertraute Autos wie die vielen Porsches und Mercedes-Benz-Modelle jüngeren und älteren Datums, Raritäten wie das vergessene Ford-OSI-Coupe oder eher spießige Limousinen wie der Glas 1700, eine Familienkutsche aus der kleinen bayerischen Firma, die dann später in BMW aufging.

Ein Wolf im Schafspelz - nur zwölfmal gebaut

Allerdings sollte sich der Laie nicht täuschen, was den vermeintlichen Wert banaler Durchschnittsautos angeht: Gleich vorn in der Halle 17, die von DaimlerBenz allein bespielt wird, steht eine ältere E-Klasse von 1993, halt das, was Vati damals bekam, als er Hauptabteilungsleiter ... Falsch. Es handelt sich um einen echten Wolf im Schafspelz, einen W124 E60 AMG Limited mit 381 PS, der nur zwölfmal gebaut wurde, noch in acht Exemplaren existiert, und nun für 189000 Euro zum Verkauf steht.

Rund 7.000 Autos werden unterm Funkturm präsentiert.
Rund 7.000 Autos werden unterm Funkturm präsentiert.

© Doris Spiekermann-Klaas

Noch teurer wäre sicher der Benz Patent-Motorwagen von 1886, aber den gibt die Firma nicht her – er gehört dem Stuttgarter Museum. Sehr schön ist auch das im Rondell hübsch ausgeleuchtete Alfa-Romeo-Cabrio, ein 1950er 6C 2500 SS Pininfarina, kaum gefahren, das so aussieht, als wäre grad Sophia Loren ausgestiegen. Es soll am Sonnabend um 14 Uhr versteigert werden, übers Internet auch gleich weltweit, und wird vom zuständigen Experten auf mindestens 400 000 Euro geschätzt.

Jaguars aus den 30ern und legendäre Spritvernichter

Eine Sonderschau ist den „Klassikern der deutschen Teilung“ gewidmet. Das schräge Ost-Coupé Melkus RS 1000, konstruiert auf Wartburg-Basis, oder der knuffige AWZ P 70 aus Zwickau, werden mit adäquaten West-Ikönchen wie dem BMW M1 oder dem Borgward Lloyd gepaart; auch der wilde Wendt-Wagen ist zu sehen, ein schnittiges Unikat auf Basis des VW-Kübelwagens von 1961.

Und es gibt natürlich viele schöne Fahrzeuge aus dem Agentenbedarf des 20. Jahrhunderts, Ferraris vor allem vom kleinen Dino bis zum 340 America, den eine Berliner Firma gleich zweimal hinstellt, einmal restauriert wie frisch aus der Fabrik, einmal ziemlich mottenzerfressen und zerlöchert – ob er auch wieder so hübsch aufgemöbelt wird, ist wohl noch nicht geklärt. Jaguars aus den 30ern sind da, ein Thunderbird ist zu sehen und sogar ein DeTomaso Pantera GTS, ein legendärer Spritvernichter, bei dem der Ford-Achtzylindermotor direkt im Nacken des Fahrers brüllt. Ein Rahmenprogramm gibt es dazu, und allerhand Fan-Artikel, passende Retro-Kleidung ...

Messegelände, Eingang Messedamm, Fr/Sa 10 bis 19, So 10–18 Uhr, Eintritt 15 Euro. Info: www.motorworld-classics.de

In eigener Sache: Weil wir es ja produziert haben, möchten wir gerne darauf hinweisen - der Tagesspiegel hat ein neues Magazin veröffentlich: "Oldtimer". Sie wollen mal gucken? Gerne. Viel Vergnügen.

Mehr Oldtimer in Berlin?

Wer alte Autos mag, muss sie nicht nur auf der Messe anhimmeln. Andere Institutionen haben das ganze Jahr geöffnet:

DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM

Einen Querschnitt durch die Automobilgeschichte zeigt das Deutsche Technikmuseum an der Trebbiner Straße in Kreuzberg. Darunter sind auch Raritäten von Fahrzeugen, die einst in Berlin hergestellt worden waren – wie der NAG-Rennsportwagen, der Bergmann-Elektro-Lkw, das Weise-Dreirad oder der Amphicar-Schwimmwagen. AGA, Brennabor, Protos, Rometsch oder Slaby-Beringer sind weitere Beispiele des einst erfolgreichen Berliner Automobilbaus. Umfangreich ist auch die Sammlung von Kommunalfahrzeugen. Zu sehen sind diese Raritäten aber nur an den Sonntagen im September.

CLASSIC REMISE

Einst als Meilenwerk gegründet, lädt heute die Classic Remise an der Wiebestraße 36–37 in Moabit Oldtimer-Liebhaber in ein ehemaliges Straßenbahn-Depot ein. Das Konzept sieht eine Mischung aus „Lebendigem Museum“, Parkhaus und Dienstleistungszentrum vor. In gläsernen Garagen kann jeder seine Schätze ausstellen. Die Fahrzeuge werden dort klimatisiert aufbewahrt und bewacht und können zu den Öffnungszeiten von den Besuchern betrachtet werden.

MEILENWERK EISWERDER

Auf der Insel Eiswerder in Spandau ist ein neues Meilenwerk geplant. Auch dort sollen dann Oldtimer zu sehen sei.

POTSDAM

In der historischen Tankstelle „Garage du Pont“ an der Glienicker Brücke gibt es ebenfalls ein Oldtimer-Museum. Zu besichtigen ist es auf Anfrage.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false