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Absperrgitter am Bahnhof Zoo

© Jörn Hasselmann

Benjamin Netanjahu in Berlin: Nichts geht mehr am Zoo

80 Sicherheitsfahrzeuge sind am Montagmorgen rund um den Zoologischen Garten im Einsatz, aber null BVG-Busse fahren. Der Besuch von Netanjahu hat große Folgen für den Berufsverkehr.

Im Minutentakt rollen an Werktagen Busse der BVG vom Bahnhof Zoo in alle Richtungen, zehntausende Fahrgäste steigen hier ein oder aus oder um. Am heutigen Montag früh ist damit – Schluss. Von 6 Uhr bis Dienstag Mitternacht muss die BVG den Betrieb auf dem Hardenbergplatz auf Anweisung der Polizei einstellen. 17 Bus-Linien sind betroffen.

Denn von Montag bis Dienstag übernachtet der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Hotel Waldorf Astoria. Am Dienstag finden im Kanzleramt die 6. Deutsch-Israelischen Regierungskonsultationen statt.

Das Gebiet um das erst 2013 eröffnete Hotel Waldorf Astoria ist amtlich zum „Polizeilichen Sicherheitsbereich“ erklärt worden. Hunderte Schilder hat die Polizei aufgehängt, alle Anwohner informiert.

Busse fahren nicht mehr zum Zoo

Sperrungen rund um das Waldorf Astoria
Sperrungen rund um das Waldorf Astoria

© Tsp/Schmidt

Am Wochenende wurden Sperrgitter in großer Zahl abgeladen. So wird die Joachimsthaler Straße ab Kurfürstendamm gesperrt, auch Kantstraße, Budapester Straße und Hardenbergstraße werden ab 8 Uhr am Montag abgeriegelt. Weder Autos noch Fahrräder dürfen passieren. BVG-Sprecherin Petra Reetz sprach von „gewaltigen Auswirkungen“. Der Hardenbergplatz ist nach dem Bahnhof Spandau der zweitwichtigste Knoten im Berliner Busnetz.

Hier starten wichtige Linien wie der 100er, der 200er, der M45 und der X9. In der Nacht zu Dienstag sind vier Nachtlinien betroffen. Informationen für die Fahrgäste gibt es kaum. Aushänge waren bis Sonntagmittag an den zahlreichen Haltestellen nicht zu sehen.

Informationen für Fahrgäste nur schwer zu finden

Ein Busfahrer meinte lapidar: „Um Zettel aufzuhängen, haben wir kein Personal mehr.“ Auch auf den elektronischen Anzeigesystem „Daisy“ gab es keine Informationen. Und im Internet? Wer auf der Seite der BVG Details zu den 17 betroffenen Linien suchte, musste sich erst einmal durchklicken. BVG-Sprecherin Petra Reetz sagte auf Nachfrage, dass so schnell es geht, die Fahrgäste aber auch auf der Startseite der Unternehmens deutlich informiert werden.

Staatsbesuche gefährdeter Politiker hat es schon oft gegeben. Neben dem amerikanischen und israelischen Präsidenten haben auch die Queen und der Papst die höchste Gefährdungsstufe 1. Dennoch musste noch nie eine der wichtigsten Kreuzungen der Stadt zwei Tage gesperrt werden.

Gefährdungsstufe 1 bedeutet: Gesperrte Straßen, Präzisionsschützen auf den Dächern der umliegenden Häuser, tausende Polizisten. Die Fahrzeugkolonne des Besuchers besteht aus etwa 80 Fahrzeugen – von den Protokollmotorrädern an der Spitze, reichlich Mannschaftswagen, Spezialfahrzeugen für das SEK und Krankenwagen.

Wieso die große israelische Delegation im 2013 eröffneten Waldorf Astoria absteigt, ist unklar. Als sicherstes Hotel gilt das Interconti in der Budapester Straße, das mehrfach Staatsgäste aus den USA oder Israel beherbergte. Kritik an der Entscheidung wird nicht laut geäußert.

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