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Farbenspiele. Das Hotel Astoria bei Nacht. Die blauen Leuchten rechts gehören zum Nachbarhotel Indigo.

© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Hotel schließt wegen Dauerbaustelle vor der Tür

In der City West wird gebaut und gelärmt – an der Hardenberg-, Ecke Fasanenstraße nun schon seit zwei Jahren. Und bis 2016 geht es rundum weiter. Das Hotel Astoria gibt deshalb nach 76 Jahren auf.

Wenn es nicht dringend sein muss, vermeidet Frank Hägele inzwischen Besuche in seinem kleinen Hotel Astoria in der Charlottenburger Fasanenstraße. Der Anblick versetze ihm einen Stich in der Brust, sagt der Hotelier: „Man verliert ein Baby, die wirtschaftlichen Zwänge tun weh.“ Denn am 15. Dezember schließt das Drei-Sterne-Haus mit 32 Zimmern. Im vorigen Jahr hatte es sein 75. Jubiläum gefeiert – so bekannt wie der luxuriöse Namensvetter Waldorf-Astoria am Zoo war es allerdings nie.

Die Konkurrenz wächst

Mittelständische Hotels haben es immer schwerer, sich gegen große Konkurrenten zu behaupten – das zeigte unter anderem schon die Schließung des Hotels Bogota an der Schlüterstraße im Vorjahr. Dagegen hat die Budgetkette Motel One nicht nur ein Haus am Bahnhof Zoo, sondern plant im künftigen Hochhaus „Upper West“ am Breitscheidplatz ab 2016 ihr größtes Berliner Hotel. Darüber hinaus steht neben dem Astoria das modernere Vier-Sterne-Hotel „Indigo“.

„Hiobsbotschaft“ von den Verkehrsbetrieben

Doch zum Aus trägt maßgeblich eine Dauerbaustelle bei. Seit Ende 2012 bauen die Berliner Wasserbetriebe vor der Tür des Astoria an der Fasanen-, Ecke Hardenbergstraße einen Regenwasserspeicher samt Pumpwerk, die Arbeiten sollen bis zum Frühjahr dauern.

Und damit nicht genug: Die BVG saniert U-Bahntunnel in der Hardenbergstraße. Bei einem Informationsabend erfuhren Anrainer, vom März bis November 2015 solle zwischen Fasanenstraße und Hardenbergplatz gebuddelt werden und im März bis August 2016 zwischen Steinplatz und Fasanenstraße.

Für Hägele war das die ausschlaggebende „Hiobsbotschaft“. Eine mehrjährige Baustelle „geht nicht, das spricht sich rum“. Schon jetzt verzeichne das Hotel hinter den Bauzäunen Rückgänge, früher sei es auch mal zufällig von Touristen entdeckt worden.

Die Geschichte des Hauses hat dunkle Seiten

Der Altbau war 1888 als Wohnhaus entstanden. In der NS-Zeit wurde die jüdische Eigentümerin Gertrud Grossmann zum Verkauf gezwungen und in Auschwitz ermordet; daran erinnert seit Oktober ein „Stolperstein“ auf dem Gehweg. Ein neuer Eigentümer gründete 1938 das Hotel, und ein Enkel veräußerte es 2008 an Hägele, der seit zehn Jahren auch das größere Hotel Plaza an der Knesebeckstraße führt.

Hägele verkaufte das Astoria 2011 weiter, blieb aber Geschäftsführer. Zuletzt hatte er eine Zwischennutzung als Flüchtlingsunterkunft angestrebt und einige Gespräche mit den zuständigen Ämtern geführt. Aber der Vermieter stimmte nicht zu.

Jetzt naht der Abriss

Vor wenigen Tagen stellte die Eigentümerfirma DG Steinplatz 4 einen Abrissantrag für das Haus, das kein Baudenkmal ist. Geplant sei ein „Boarding House“ für Gäste, die für längere Zeit ein Quartier suchen, sagt Geschäftsführer Hans Fischer. Der bisherige „Oldtimer“ sei für diese Nutzung ungeeignet, es habe einen „Riesen-Investitionsstau“ gegeben.

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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