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Mehr Licht. Oben in den Kant-Garagen plant Architektin Johanne Nalbach diesen begrünten kleinen Innenhof.

© Simulation: Nalbach + Nalbach Gesellschaft von Architekten mbH

Berlin-Charlottenburg: Neues Leben für die Kant-Garagen

Die Charlottenburger Unternehmerfamilie Gädeke plant Galerien, Restaurants und visionäre Auto-Ausstellungen in dem Baudenkmal an der Kantstraße.

86 Jahre nach ihrer Eröffnung im Oktober 1930 führen die Charlottenburger Kant-Garagen ein Schattendasein. Die denkmalgeschützte Hochgarage an der Kantstraße verfällt seit vielen Jahren und wäre beinahe abgerissen worden. Doch das wollen neue Eigentümer ändern: Die Unternehmerfamilie Gädeke, die in der Nähe ihre Immobilienfirma „Gädeke & Sons“ betreibt, plant Galerien, Gastronomie, Büros und Ausstellungen zur Zukunft des Automobils. Vielleicht zieht der 73-jährige Seniorchef Dirk Gädeke sogar privat mit seiner Ehefrau ganz oben in ein zusätzliches Penthouse ein.

Die Bauarbeiten sollen Mitte 2017 starten und bis zum Sommer 2018 dauern. Das Projekt heißt „Kantgaragenpalast“. So lautete auch der ursprüngliche Name des vom Architekten Hermann Zweigenthal entworfenen Gebäudes. Unangetastet bleiben die in der Form einer Doppelhelix angelegten Rampen. Gädeke fühlt sich bei deren Anblick etwas an das New Yorker Guggenheim-Museum erinnert und spricht von „Guggenheim-Rampen“.

Der frühere Eigentümer wollte alles abreißen

Unten gibt es eine Tankstelle und eine Kfz-Werkstatt, vier Etagen darüber dienen als Autostellplätze oder stehen leer. Ex-Eigentümer Christian Pepper – bekannt als Chef des Europa-Centers – hatte vor drei Jahren den Abriss beantragt. Das Bezirksamt stellte sich jedoch dagegen. Während Pepper sich nie öffentlich äußerte, gründeten Bauhistoriker, Denkmalschützer und andere Architekturfreunde eine Rettungs-Initiative.

Seit Januar gehören die Kant-Garagen der Familie Gädeke. Mit Pepper und dessen Sohn sei man sich „in einer Stunde einig“ gewesen, sagt Dirk Gädeke. Pepper habe erleichtert darüber gewirkt, nicht mehr für seinen Umgang mit dem Baudenkmal kritisiert zu werden. Später meldete sich die Initiative für die Kant-Garagen bei Gädeke. „Ich freue mich über jeden guten Ratschlag“, sagt er. Also sprach Gädeke mit Andreas Barz von der Genossenschaft des Studentendorfes Schlachtensee und dem Unternehmer Andreas Krüger, der unter anderem die Autoindustrie berät. Erstmals wird das Konzept am Freitag präsentiert.

Einer der ersten Entwürfe zeigt ein Restaurant im Parterre, aber noch nicht dessen endgültige Gestalt.
Einer der ersten Entwürfe zeigt ein Restaurant im Parterre, aber noch nicht dessen endgültige Gestalt.

© Simulation: Nalbach + Nalbach Gesellschaft von Architekten mbH

Eine kleine Markthalle und Showrooms für Mobilitätskonzepte

Im Erdgeschoss müssen Tankstelle und Werkstatt einer „Markthalle“ weichen. In den Umbauentwürfen der Architektin Johanne Nalbach sind als mögliche Nutzer ein Restaurant, eine Tapas-Bar sowie kleinere asiatische oder orientalische Lokale eingezeichnet, außerdem eine Weinhandlung, ein Blumengeschäft und ein Obst- und Gemüseladen. Der Keller bleibt eine Tiefgarage. Im ersten Geschoss sollen Autohersteller zukunftsweisende Mobilitätskonzepte wie „E-Mobility“ vorstellen. Laut Gädeke zeigen sich Automarken interessiert, vereinbart sei aber noch nichts.

Galerist Michael Schulz zieht aus der Mommsen- in die Kantstraße um

Zwei Etagen sind für Kunstgalerien vorgesehen. Zum einen will der Galerist Michael Schulz aus der Mommsenstraße dorthin umziehen, er soll auch Miteigentümer des Gebäudes werden. Außerdem geht es um eine „Kunsthalle“, in der wechselnde Künstler ausstellen sollen.

Darüber entstehen Büros für Start-Up-Unternehmen, eine Anwaltskanzlei und andere Firmen – aber auch für „Gädeke & Sons“ selbst. Durch zwei Innenhöfe soll mehr Tageslicht ins Innere fallen. Die Fassade will man sanieren und durch eine zweite, wärmedämmende Fassade ergänzen; auch die Haustechnik wird modernisiert. Das neue Penthouse will Gädeke soweit zurücksetzen, dass man es von unten nicht sieht. Die Denkmalschutzämter seien einverstanden, da der oberste Teil der Hochgarage erst später hinzugekommen sei, sagt er. Nur seine Frau habe er noch nicht ganz vom Umzug überzeugen können. Daher sei es auch denkbar, im Penthouse einen hausinternen Club für die Mieter anzusiedeln.

Insgesamt behalte das Gebäude seien „rauen“ baulichen Charakter, kündigt Gädeke an und verspricht: „Wir wollen und werden es behalten.“

Nebenan entsteht ein Hotel

Rechts neben der alten Garage weicht ein neuerer Flachbau einem Vier-Sterne-Boutiquehotel mit 63 Zimmern, das Familie Gädeke selbst betreiben will – damit haben die Unternehmer schon Erfahrung. Die Arbeiten für das Hotel beginnen voraussichtlich im Frühjahr 2017, die Eröffnung könnte ein Jahr später folgen.

Ein Workshop der „Initiative zur Rettung des Kant-Garagen-Palasts“ läuft am Freitag von 15 bis 19 Uhr im Internationalen Begegnungszentrum der Wissenschaft (IBZ), Wiesbadener Straße 18 in Wilmersdorf. Anmeldung per E-Mail: gustav.schneider@belius.de.

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