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Saal 2 des ICC

© Kai-Uwe Heinrich

Berlin-Charlottenburg: Weihnachten sollen 400 Flüchtlinge im ICC leben

Die Umbauarbeiten im ICC haben begonnen. Bald finden 400 Flüchtlinge eine Unterkunft. Hier zeigen wir die Pläne des Senats

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Jetzt wird das Internationale Congress Centrum (ICC) am Messedamm für die Unterbringung von 500 Flüchtlingen umgebaut. Der Staatssekretär für Flüchtlingsfragen, Dieter Glietsch, hat der landeseigenen Messe GmbH schon in der vergangenen Woche dazu den Auftrag erteilt. „Am Montag haben die Arbeiten begonnen, um das ICC entsprechend herzurichten“, sagte der Sprecher der Messe, Michael Hofer. Der Umbau des ehemaligen Kongressgebäudes, das im März 2014 geschlossen wurde, dauert drei Wochen und kostet 833.000 Euro.

Wenn die Baumaßnahmen abgeschlossen sind, voraussichtlich kurz vor Weihnachten, steht der große Saal 2 (in dem früher 3500 Veranstaltungsgäste saßen) für 400 Flüchtlinge als Wohnbereich zur Verfügung, teilte die Sozialverwaltung des Senats auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Katrin Lompscher mit. Der herausfahrbare Rang soll als Freizeit- und Aufenthaltsebene dienen. Das Catering wird ebenfalls im Bereich des Saales 2 untergebracht.

Eine Erweiterung auf 700 Personen wird geprüft

Das Problem: Es gibt kein Tageslicht, sondern nur künstliche Beleuchtung, und Frischluft wird über die Lüftungsanlage zugeführt.

Nur der Familientrakt mit etwa 20 Räumen, der im Rangzwischengeschoss 5 zu finden ist, wird von der Sonne beschienen. Die vorhandenen Toiletten und Duschen im Untergeschoss 3 und in der Zwischenebene des Foyers werden reaktiviert. Die Kassenhalle Nord wird zum Eingang und Registrierungsbereich umfunktioniert und die Mitarbeiter des Betreibers der neuen Flüchtlingsunterkunft erhalten Büros und ein eigenes Catering im ersten Galeriegeschoss.

Um das ICC bewohnbar zu machen, werden Trennwände eingebaut, Sanitär- und Elektroanlagen, Heizung, Lüftung und der Brandschutz ertüchtigt. „Eine Erweiterung der Belegung auf 700 Personen ist in Prüfung“, teilte Sozialstaatssekretär Dirk Gerstle mit. Höchstens drei Jahre soll das ICC als Notunterkunft genutzt werden. Wie es jetzt aussieht, werden dort vor allem Flüchtlinge unterkommen, die noch in der Messehalle 26, ganz in der Nähe des ICC, wohnen. Die Messe braucht die Halle für die Grüne Woche, die am 15. Januar 2016 beginnt.

Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) sagte dem Tagesspiegel, dass die Nutzung des ICC wie auch des Flughafengebäudes in Tempelhof als Großunterkünfte für Asylbewerber „nur eine Zwischenlösung für die nächsten zwei, drei Jahre“ sei. An den langfristigen Plänen zur Sanierung und Nutzung beider Gebäude halte der Senat fest. Trotz dieser Zusicherung sieht es momentan so aus, als wäre der im Juni von der Landesregierung beschlossene Zeitplan für das ICC gefährdet.

Termin für Denkmalstatus verschiebt sich

Die Grundsanierung mit öffentlichen und privaten Mitteln soll eigentlich 2018 beginnen. Das wird eng, wenn die Flüchtlinge erst in drei Jahren wieder ausziehen sollten. Unabhängig von der Flüchtlingskrise gibt es noch andere Terminprobleme. Noch in diesem Jahr, hatte Geisel im Sommer angekündigt, sollte das markante Bauwerk am westlichen Rand Charlottenburgs unter Denkmalschutz gestellt werden.

Jetzt korrigierte sich der Stadtentwicklungssenator: „Bis zum Frühjahr oder Sommer 2016 entscheidet der Senat sowohl über das Bedarfsprogramm für die künftige Nutzung als auch über den Denkmalschutz.“ Und er fügte hinzu, dass der Denkmalstatus für das ICC „kein Stoppschild“ für den geplanten Umbau sein dürfe.

ICC soll wieder Kongresszentrum werden

Denn die Sanierung geschützter Bauten kann erfahrungsgemäß sehr teuer werden. Der Senat will 10 000 Quadratmeter der Nutzfläche wieder für Kongresszwecke herrichten. Weitere 30 000 Quadratmeter sollen privaten Investoren überlassen werden. Dafür stehen aus dem Landeshaushalt höchstens 200 Millionen Euro bereit. Weitere 300 Millionen Euro sollen private Bauherren beisteuern. Bisher ist nicht bekannt, wer das sein könnte.

Offen ist auch, welche Bereiche des ICC – einschließlich der Inneneinrichtung, die den Geist der siebziger Jahre widerspiegelt – als besonders schutzwürdig eingestuft werden sollen. Etwa nur die Fassade und die räumliche Struktur, oder auch die Rolltreppen und gekringelten Leuchtröhren, die gemusterten Teppichböden, Sitze und Türklinken?

Aus Kreisen des Landesdenkmalrates verlautet denn auch: Der Denkmalschutz für das ICC sei eine „harte Knacknuss“. Da hilft es wenig, dass im September der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) in einem Brief aufforderte, das Gebäude „aufgrund seiner international anerkannten architektonischen Qualität“ unter Schutz zu stellen.

Das ICC gehört zur sogenannten „Hightech-Architektur“ der westlichen Welt, vergleichbar mit dem Centre Pompidou in Paris oder dem Lloyds in London.

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