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Aus der Traum. So hatte Architekt David Chipperfield geplant – hier ein Blick von der Ecke Uhlandstraße mit dem Maison de France (li.), dahinter der Büroturm im Ku’damm-Karree.

© Simulation: David Chipperfield Architects

Berlin-Charlottenburg: Zurück auf Los am Ku’damm-Karree

Der neue Investor kippt die Planung von Architekt David Chipperfield für die Passage am Kurfürstendamm – sehr wahrscheinlich aus Kostengründen. Wie es mit den Boulevardtheatern weitergeht, ist wieder offen.

Schon als das Münchener Unternehmen Cells Bauwelt den Kauf des Ku’damm- Karrees mit dem Theater und der Komödie am Kurfürstendamm im Dezember bekannt gegeben hatte, fiel auf, dass die vorliegenden Entwürfe des britischen Architekten David Chipperfield nicht erwähnt wurden. Jetzt hat der neue Eigentümer die Abkehr vom Konzept gegenüber dem Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Marc Schulte (SPD) bestätigt.

„Die bisherige Planung ist hinfällig“, sagte der Stadtrat nach einem ersten Treffen mit Investorenvertretern, „wir fangen wieder von vorne an“. Mit einem Baubeginn sei nicht vor 2017 zu rechnen.

Nicht alle 70er-Jahre-Bauten sollen weg

Mittwochabend berichtete Schulte im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Die Münchener hätten keine neuen Entwürfe mitgebracht, aber deutlich gemacht, dass sie „mehr vom Bestand erhalten“ möchten. Möglicherweise bleibe zum Beispiel die Hochgarage an der Uhlandstraße stehen.

Offen scheine auch, ob der alte Atomschutzbunker weichen muss oder nicht. Die Anlage ist das Herzstück der stadtgeschichtlichen Ausstellung „The Story of Berlin“, die vor allem Schulklassen aus dem In- und Ausland anlockt.

Shopping auf bis zu 40 000 Quadratmetern

Das Bürohochhaus sollte ursprünglich zum Wohngebäude werden, ob es dabei bleibt, ist fraglich. Die geplante „Durchwegung“ des Grundstücks bis zur Uhland- und der Lietzenburger Straße wollen die Münchner laut Schulte beibehalten.

Für Einzelhandel sind laut einem Maklerprospekt aus dem vorigen Jahr bis zu 40 000 Quadratmeter Fläche möglich – das entspricht der Größe der Potsdamer-Platz-Arkaden.

Entsteht doch kein Theaterneubau?

Wie es mit den Boulevardtheatern weitergeht, ist unklar. Architekt Chipperfield und der vorherige Eigentümer Ballymore aus Irland wollten die historischen Säle abreißen und dafür ein neues Theater im dritten Stock mit Eingang im Erdgeschoss bauen.

Dagegen gab es starke Proteste bis hin zu einem Bürgerentscheid, den der Verein „Rettet die Ku’damm-Bühnen“ um Otfried Laur vom Berliner Theaterclub im Januar 2011 durchsetzte. Allerdings scheiterte die Forderung, die Spielstätten unverändert zu lassen, an der zu geringen Wahlbeteiligung.

Mit Theaterintendant Martin Woelffer haben die Münchener bisher nicht gesprochen. „Ich würde mich aber über einen Kontakt freuen“, sagte Woelffer am Donnerstag. Nach Tagesspiegel-Informationen gab es bei Ballymores Verkaufsgesprächen mindestens einen Bieter, der keine neue Bühne bauen, sondern stattdessen zumindest die „Komödie“ erhalten wollte. Von welchem Interessenten die Idee stammte, ist allerdings nicht bekannt.

Woelffer fände die Lösung vernünftig und „viel rentabler“ für den Bauherrn. Schließlich seien die Kosten für ein Ersatztheater auf 40 Millionen Euro geschätzt worden. Für Stadtrat Schulte hat es „oberste Priorität“, dass zum künftigen Karree eine Bühne gehört. Seine Haltung entspricht einem BVV-Beschluss.

Chipperfields Konzept galt als unwirtschaftlich

Nach Kenntnis von Dirk Spender, Leiter des Regionalmanagements City West, hatte schon Ballymore die Wirtschaftlichkeit der Chipperfield-Entwürfe überprüfen lassen – mit negativem Ergebnis. Insbesondere der Theaterneubau sei als „nicht refinanzierbar“ eingestuft worden. Erst in der vorigen Woche war der Wiederverkauf per Grundbucheintrag endgültig besiegelt worden. Ballymore hatte das Karree 2007 für 155 Millionen Euro erworben. Dem Vernehmen nach wurde nun fast der gleiche Preis erzielt.

Cells Bauwelt äußert sich nicht zur Investitionshöhe. Klar scheint aber, dass man weniger Geld ins Karree stecken will als Ballymore. Die Iren hatten die Kosten auf 500 Millionen Euro geschätzt. In der Folge der Finanzkrise gerieten sie aber in wirtschaftliche Nöte und suchten erfolglos einen Finanzierungspartner.

Im April wird weiter verhandelt

Für Anfang April plant das Bezirksamt das nächste Treffen mit den Vertretern des neuen Eigentümers. Die Firma will das Karree bis 2020 modernisieren. Wie es heißt, übernimmt ein Bankenkonsortium unter Führung der Bayerischen Landesbank die Finanzierung. Gleichwohl nimmt Stadtrat Schulte an, dass ein neues Konzept frühestens 2016 fertig wird.

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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