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Berlin-Westend: Leerstand im ICC? Dann lieber wieder Kongresscenter!

Viele Experten sind gegen ein neues Shoppingcenter im ICC und kramen eine alte Idee hervor. Auch über die Avus-Nordkurve wird diskutiert. Und über den Abriss des ICC-Parkhauses.

„Die jetzige Lösung ist die schlimmste, der Leerstand des ICC ist unakzeptabel“, lautete das Fazit von Gottfried Kupsch, Vorstandsmitglied der AG City. Die Kongresstätigkeit wiederaufnehmen oder das Kongresszentrum zur Landesbibliothek umwandeln – diese beiden Möglichkeiten favorisierten die Teilnehmer einer Diskussion in der Urania.

In der von Tagesspiegel und Architektenkammer organisierten Reihe „Stadt im Gespräch – Berlin im Wandel“ ging es um die Zukunft des seit zehn Monaten geschlossenen Gebäudes. Sanierung und Weiterbetrieb haben CDU und SPD im Koalitionsvertrag vereinbart. Der ersatzweise errichtete City Cube sollte dann als zusätzliche Messehalle dienen. Weil der Senat aber nur 200 Millionen Euro und damit nur einen Teil der auf eine halbe Milliarde Euro geschätzten Sanierungskosten zahlen will, werden jetzt private Investoren gesucht und alternative Nutzungen angedacht.

Anstelle des Parkhauses soll ein Hotelturm entstehen

Julia Albani, Direktorin der Kulturorganisation „Bureau N“, hat sowohl ein Konzept als auch einen Investor für ein Kongress- und Kulturzentrum. Nach der Sanierung könnte der Keller zu einem Schaulager für große Kunstinstallationen werden, sagte sie in der Diskussion, die der Leitende Tagesspiegel-Redakteur Gerd Nowakowski moderierte. Während die Säle 1 bis 3 wieder für Kongresse genutzt werden sollen, könnten in den Fluren flexible Arbeitseinheiten für Künstler und Wissenschaftler entstehen. Dazu kämen gastronomische Einrichtungen und ein paar Läden. Anstelle des Parkhauses oder auf der Brache an der Neuen Kantstraße soll ein Hotelturm entstehen.

„Wir wissen von Visit Berlin, dass viele Kongresse nicht mehr in Berlin stattfinden und Tausende von Übernachtungen weggefallen sind“, sagte Gottfried Kupsch. Deshalb müsse das ICC „so bald wie möglich“ wieder ein Kongresszentrum werden. Dafür sprach sich auch Marc Schulte (SPD) aus, Stadtrat für Stadtentwicklung des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Alternativ halten beide auch eine Nutzung als Landesbibliothek für denkbar.

Schulte will eine großräumige Lösung, bei der die Entwicklung der „fast nutzlosen“ Avus-Nordkurve und des brachliegenden Güterbahnhofs Grunewald ebenso einbezogen werden wie eine Umgestaltung der Kreuzung Messedamm, Masurenallee und Neue Kantstraße. Spätestens 2016 bei den Koalitionsverhandlungen müsse das Thema werden.

Alle Diskutanten waren gegen ein Shoppingcenter

Bei den Planungen sei zu berücksichtigen, dass das Messegelände in der Zukunft vielleicht erweitert werden müsse, sagte Stadtplaner Achim Nelke. Weil die Messe zu wenig Parkplätzen hat, werde eventuell auch das Parkhaus benötigt. Wie Schulte war er dafür, das ICC bald unter Denkmalschutz zu stellen.

Alle Diskutanten lehnten die Option ab, das Gebäude in ein Shoppingcenter umzuwandeln – diesen Plan favorisiert wohl die Senatsverwaltung für Wirtschaft. Das wäre „eine Katastrophe für die anderen Zentren“, sagte Stadtrat Schulte. Er geht davon aus, dass diese Nutzungsvariante wohl spätestens im März vom Tisch ist, wenn ein entsprechendes Gutachten vorliegt.

Der Sprecher der Messe Berlin, Michael Hofer, war verhindert. Alle Veranstaltungen, die zuvor im ICC waren, würden nun im City Cube stattfinden, sagte er auf Nachfrage, es gebe aber weiteren Bedarf für Kongresseinrichtungen. Die für das ICC zuständige Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung hatte eine Teilnahme an der Diskussion abgelehnt.

Der wirtschaftspolitischen Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, Cordula Ludwig, gehen die Planungen zu langsam voran. Der Senat müsse bereits in den kommenden Haushaltsverhandlungen Mittel für die ICC-Sanierung einstellen, damit das Kongresszentrum so schnell wie möglich wieder ans Netz gehen kann. Private Partner könne man auch später noch an Bord holen.

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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