zum Hauptinhalt
Eine Folge autogerechter Stadtplanung: Die große, ungemütliche Kreuzung zwischen der Mecklenburgischen Straße, der Blisse- und der Uhlandstraße.

© Gina Dubiel

Berlin-Wilmersdorf: Bürger für den Blissekiez: Unsere Kreuzung soll kleiner werden!

Eine Anwohner-Initiative will die historische Struktur des Kiezes um die Blissestraße wieder sichtbar machen. Eine Kreuzung soll schrumpfen und der Volkspark Wilmersdorf zur „grünen Mitte“ werden.

Der Volkspark Wilmersdorf gilt als eine der idyllischsten Grünanlagen in Berlin. Doch durch die Verkehrsplanungen der Nachkriegszeit wurde er in mehrere Teile zerschnitten, überdimensionierte Kreuzungen entstanden, Kieze wurden zertrennt. Nun will die neue Bürgerinitiative „Wilmersdorfer Mitte“ sich für eine bürgerfreundlichere Gestaltung der Kreuzung aus Uhland-, Blisse- und Mecklenburgische Straße einsetzen.

Matthias Reich steht an der Kreuzung und ist noch immer fassungslos. „Warum fühlt man sich hier nicht wohl?“, fragt sich der 62-jährige Stadt- und Regionalplaner. Doch er hat eine Vision: Da muss umgebaut werden. „Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als meine erste Skizze für einen neuen Blissekiez entstand“, erzählt der gebürtige Berliner, der dort seit zehn Jahren wohnt. Mittlerweile ist er Initiator der Bürgerinitiative „Wilmersdorfer Mitte“, die Mitte März offiziell gegründet werden soll.

Ein undatiertes Bild zeigt die einstige Ecke Augusta- und Hindenburg-Straße. Letztere war kleiner als die heutige Uhlandstraße reichte nicht bis zum Ku'damm.
Ein undatiertes Bild zeigt die einstige Ecke Augusta- und Hindenburg-Straße. Letztere war kleiner als die heutige Uhlandstraße reichte nicht bis zum Ku'damm.

© promo

Hier verweilt man nicht gern

Die Kreuzung besitze derzeit keine Aufenthaltsqualität, meint die Initiative. Diese soll daher so umgestaltet werden, dass der alte Dorfkern von Wilmersdorf wieder zur Geltung kommt. Die Nachkriegsplanungen erscheinen der Initiative dagegen fragwürdig, der Stadtraum an der Blissestraße sei erst durch den Krieg und dann durch den darauf folgenden Umbau zerstört worden.

Vorher gab es keine direkte Verbindung zwischen Uhlandstraße und Mecklenburgischer Straße. Sie entstand erst im Zuge der autogerechten Stadtplanung in den 60er Jahren. Im Bebauungsplan von 1960 wurde beschlossen, die viel befahrene Uhlandstraße Richtung Süden zu verlängern. Dafür mussten ein Häuserblock und Teile des Volksparkes (damals Hindenburgpark) weichen. Im Jahr 1964 wurde dann die aus Süden kommende Mecklenburgische Straße mit der Uhlandstraße verbunden.

„Unser Ziel ist es, dass dieser Uhlandbogen geschlossen wird“, sagt Reich. Während die Blissestraße Hauptverkehrsstraße bleiben soll, sieht der Plan der Bürgerinitiative vor, dass die Verbindung von Uhland- und Mecklenburgischer Straße aufgehoben wird. Die Kreuzung soll dabei nicht nur zurückgebaut werden, vielmehr soll zugleich der Blissekiez weiterentwickelt werden.

„Geschichte ist unter dem Pflaster verschwunden“

Die Bürgerinitiative hofft, dass der auseinandergerissene Volkspark Wilmersdorf dann dort wieder zusammenwächst. Dadurch würde der Ortsteil seine grüne Mitte zurückerhalten. Auch neue Flächen für Wohnraum werden vorgeschlagen, Brachflächen und fehlgenutzte Flächen sollen so wieder nutzbar gemacht werden.

„Die ganze Geschichte ist unter dem Pflaster verschwunden,“ sagt Reich. Die Nutzung der Flächen, wie sie einmal gedacht war, sei heute nicht mehr aktuell. Durch den Umbau will die Initiative die alte Stadtstruktur der Wilmersdorfer Mitte wieder sichtbar machen, die Kreuzung könnte ihre historische Rolle zurückerhalten. So soll nach und nach wieder hergestellt werden, was durch die Planungen in den 60er Jahren verloren gegangen ist und vernachlässigt wurde.

Anwohner Matthias Reich ist der Gründer der Bürgerinitiative.
Anwohner Matthias Reich ist der Gründer der Bürgerinitiative.

© privat

Die Kreuzung zerteilt den idyllischen Volkspark Wilmersdorf.
Die Kreuzung zerteilt den idyllischen Volkspark Wilmersdorf.

© TSP/Schili

Bürgerversammlung am 27. Februar

Reich betont, dass der Umbau der Kreuzung nicht gegen den Autoverkehr gerichtet sei, sondern vielmehr eine sinnvolle Flächenverteilung fördere. Die Vision der autogerechten Stadt sei nicht mehr zeitgemäß und ein neuer Mobilitätsmix aus öffentlichem Nahverkehr, Autos, Fahrrad und Fußgängern zukunftsfähiger. „Dann entsteht das alte Raumgefühl wieder, und der historische Dorfkern wird wieder erkennbar.“

Reich will seine Idee am Sonnabend zusammen mit einer Landschaftsarchitektin und einem TU-Wissenschaftler in einer Bürgerversammlung unter dem Motto „Vision Blissekiez – ein Stadtteil erfindet sich neu“ vorstellen. Die Veranstaltung beginnt um 10.30 Uhr im Kino Eva-Lichtspiele an der Blissestraße 18. Unterstützung kommt auch von Wolfgang Severin, dem Vorsitzenden der Initiative Bundesplatz, die sich für die Umgestaltung der Kreuzung Bundesallee, Detmolder Straße und Wexstraße einsetzt.

Gina Dubiel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false