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Riesenrad am Zoo

© World Wheel Berlin Holding GmbH

Gescheitertes „Great Berlin Wheel“ am Zoo: Das Riesenrad-Areal ist verkauft – und nun?

Das Areal am Zoo, auf dem eigentlich das Riesenrad stehen sollte, hat den Eigentümer gewechselt. Doch was der neue Investor aus München damit anfangen will, weiß noch niemand.

Das Brachgelände des gescheiterten Riesenradprojekts am Zoo gibt neue Rätsel auf. Nun hat das Unternehmen Reiß & Co. Real Estate München das Areal an der Hertzallee 41 von der Firma „Great Berlin Wheel“ gekauft – doch zu seinen Plänen sagt der Erwerber erst einmal nichts. „Der Vertrag ist bisher gar nicht rechtskräftig, das Land Berlin muss noch zustimmen“, sagte ein Sprecher am Dienstag. Der Kaufpreis sei vertraulich.

Das Grundstück gehört zum Bezirk Mitte, während der benachbarte Bahnhof Zoo und der Hardenbergplatz in Charlottenburg liegen. Dem Vernehmen nach hat Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) bisher nur indirekt vom Eigentümerwechsel erfahren. Spallek war nicht erreichbar, er ist zurzeit im Urlaub. Beim Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf oder der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung haben sich die Münchener Käufer auch noch nicht gemeldet.

Für anderes als ein Riesenrad muss das Baurecht geändert werden

Der Bebauungsplan erlaubt derzeit nur den Bau eines Riesenrads. Branchenkenner bezweifeln jedoch, dass Reiß & Co. daran festhält und rechnen eher mit einer geplanten Büro- und Wohnbebauung.

Andererseits hatte der Bezirk zu Beginn dieses Jahres mitgeteilt, das Baurecht nicht ändern zu wollen, solange das wertvolle Grundstück nicht wieder in öffentlichem Eigentum sei. Die Gelegenheit zum Rückkauf hat das Land nun verpasst. Zwar hatte sich der Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses bereits 2012 für den Wiedererwerb ausgesprochen, doch der damalige Finanzsenator Ulrich Nußbaum lehnte dies ab.

Interesse an einer Nutzung hatte vor allem die Technische Universität (TU), die ihren Campus im Bereich zwischen der Hertzallee und dem Ernst-Reuter-Platz vergrößern will.

Für die Gegend gibt es auch Hochhaus-Ideen

Außerdem haben der Architekt Jan Kleihues und der frühere Chef des Bundesamts für Bauwesen, Florian Mausbach, ein Hochhauskonzept für die Gegend rund um die Hertzallee entwickelt.

Die triste Realität. Ein Schild zeugt in der Hertzallee vom gescheiterten Riesenradprojekt auf dem früheren Wirtschaftshof des Zoos; dieser bekam in der Nähe einen Neubau.
Die triste Realität. Ein Schild zeugt in der Hertzallee vom gescheiterten Riesenradprojekt auf dem früheren Wirtschaftshof des Zoos; dieser bekam in der Nähe einen Neubau.

© Cay Dobberke

Eine Realisierung ist aber nicht absehbar und kein potenzieller Investor bekannt.

Für den Hardenbergplatz wiederum schlugen der Architekt Christoph Langhof und die AG City ein 209-Meter-Hochhaus vor, blitzten damit aber bei Bezirks- und Landespolitikern ab. Bei der Präsentation im Oktober hatte Langhof betont, sein Entwurf solle am Hardenbergplatz ein Zeichen für den Aufschwung der City West setzen – für die Umgebung sei das Konzept eher nicht geeignet.

Fondsanleger verloren viel Geld

Im Jahr 2006 hatte der Liegenschaftsfonds die Brache für 25 Millionen Euro an die Riesenradplaner veräußert. Doch das Projekt kam nicht über den symbolischen Spatenstich im folgenden Jahr hinaus. Eigentlich sollte sich das 175 Meter hohe „Aussichtsrad“ ab 2011 drehen und über einen Fonds finanziert werden; auch in Peking und Orlando waren Riesenräder geplant. Dafür zahlten rund 10 000 Anleger insgesamt 208 Millionen Euro ein, nach der Pleite des Fonds wurden sie mit 60 Prozent ihres Investments abgefunden.

Anklage gegen früheren Chefplaner

Der Ex-Chef der „Great Berlin Wheel“, Michael Waiser, ist im vorigen Januar wegen Untreue in drei Fällen angeklagt worden und soll sich vor dem Schöffengericht Tiergarten verantworten. Angezeigt hatte ihn eine Anwaltskanzlei, die auf den Schutz von Fondsanlegern spezialisiert ist.

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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